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Überfall auf Äthiopien

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Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 - aber er hatte seine Vorläufer. Nicht nur den Einmarsch der Japaner in der Mandschurei oder den spanischen Bürgerkrieg - auch den Einfall der Italiener in Äthiopien.

Das Reich des Negus war das letzte Gebiet in Afrika, das noch keiner Kolonialmacht „gehörte”. Italien hatte schon in den neunziger Jahren vergeblich versucht, sich dort festzusetzen, hatte dann Eritrea in Libyen erobert. 1906 hatten England, Frankreich und Italien ihre Einflußsphären in Ostafrika gegenseitig abgesteckt -aber bei der Verteilung der Beute aus dem Ersten Weltkrieg fühlte sich Italien übergangen.

Seit 1933 versuchte Frankreichs Ministerpräsident Pierre Laval, Mussolini in eine Front gegen Hitler einzubinden - auch mit Zugeständnissen in Ostafrika. Das aber kam wieder den Interessen Englands in die Quere -und Negus Haile Selassie nützte die Differenzen, um amerikanische, englische und japanische Syndikate gegeneinander auszuspielen.

Seit 1933 bereitete Mussolini im geheimen bereits die „Eventualitäten eines italienisch-abessinischen Konflikts” vor. Ein Grenzzwischenfall gab ihm schließlich den Anlaß zum Eingreifen.

Am 3. Oktober 1935 - vor 60 Jahren - überschreiten 14 italienische Divisionen die äthiopische Grenze - Panzer und Flugzeuge, die stellenweise mit Pfeil und Bogen bekämpft werden. Im April 1936 stehen die Italiener vor Addis Abeba, der Negus geht ins Exil nach England. König Viktor Emmanuel nennt sich Kaiser von Äthiopien. Und England schweigt. Mehr als Proteste im Völkerbund sind nicht zu erreichen. In London fürchtet man die Bedrohung Cyperns, Ägyptens, Palästinas durch italienische Bomber.

Erst im Mai 1941, als Deutschland mit der Eroberung Griechenlands beschäftigt ist, greifen britische Truppen von Ostafrika aus an und ermöglichen die Rückkehr des Negus.

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