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Wirklich komisch22 Jahre nach Wien hat "Der junge Lord", 1965 in Berlin uraufgeführt, des heute 73jährigen, in Italien lebenden Hans Werner Henze endlich zum zweiten Mal nach Österreich gefunden: ins Landestheater Linz, wo die erfolgverwöhnte, von Ingeborg Bachmann nach einer Hauff-Parabel getextete Oper, eine der wenigen komischen, aber dafür meistgespielten, der Gegenwart, in einer Märchenregie von Beverly Blankenship - Bühne, Kostüme von Elisabeth Neururer/Jürgen Heidenreich - die fast gepachteten Ovationen erntete. So köstlich und pointenreich serviert, mußte das Stück wieder voll einschlagen: Dafür sorgen ja mit anderen Oliver Ringelhahn als Lord Barrat, der als Charaktertenor unglaublich animalisch das ganze Affentheater mitträgt, der Regisseurin Vater William Blankenship als graue Eminenz Sir Edgar, hinreißend mitspielende Chöre sowie Ingo Ingensand am Pult des Bruckner-Orchesters.

Georgina Szeless Eher stillEs war ein eher stiller, aber doch ein großer Abend am Salzburger Landestheater: Tschechows Szenen aus dem Landleben - "Onkel Wanja" - erhielten langanhaltenden Beifall. Er zeigte, an welchen Personen der Erfolg festzumachen ist: an Gerhard Peilstein (Wanja), an Esther Filges (Nichte Sonja) und an Karl Heinz Glaser (Dr. Astrow). Günter Gräfenberg verlieh dem emeritierten Professor Serebrjakow alle Züge einer wissenschaftlichen, aber diktatorischen Null. In diesem Landleben hält die von allen Herren angehimmelte Britta Bayer als Jelena, des Professors zweite, viel jüngere Frau, am längsten die Lebens- und Liebeslüge aufrecht. Regisseur Ansgar Haag stellte diese existentialistisch-lebensphilosophisch anmutenden Szenen, die manchmal auf Thomas Bernhard hindeuten, in eine sehr sorgfältige, in ihrer Verkommenheit schöne Szenerie von Klaus Hellenstein.

Franz Mayrhofer Intensiv leuchtendDas Salzburger Museum Carolino Augusteum zeigt "Blaue Welle, grüne Flamme - Salzburger und Gmundner Fayencen des 17. bis 19. Jahrhunderts". 350 Exponate bieten einen fundierten Überblick über die Hafnertradition. Besondere Raritäten sind etwa die Krüge und Teller der Salzburger Werkstatt Obermillner. Die "Gmundner Keramik" war bereits im 17. Jahrhundert so beliebt, daß sie nach den Hauptabnehmern "Wiener Keramik" genannt wurde. Die Birn- und Walzkrüge gehören mit zu den reizvollsten Exponaten. Das Mangan-Blau der grisailleartig bemalten Geschirre der Salzburger Werkstatt Moser besticht noch heute mit intensiver Leuchtkraft. (Bis 30. Mai) Heidemarie Klabacher Frappierend direktVergangenheitsbewältigung braucht viel Zeit. Wie Architekten einst mit den Stilvorstellungen Adolf Hitlers umgegangen sind, liegt noch weitgehend unerforscht im dunkeln. Das Architektur-Zentrum Wien greift dieses brisante Thema auf. "Viel zu modern - Hans Steineder, Architekt" heißt die Ausstellung, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Doch die Entwürfe des Architekten sprechen für sich und dokumentieren mit frappierender Direktheit den Bruch im Charakter eines Künstlers. Die Bauten Steineders aus der Nachkriegszeit sehen aus wie aus dem Kinderbaukasten. Betrachtet man die ersten Arbeiten vor dem Krieg, wird das wirkliche Ausmaß der Selbstaufgabe erst ersichtlich. (Bis 5. April) Isabella Marboe

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