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Trauriger Sonntag Just Johann Strauß' heiterer Operettendreiakter "Eine Nacht in Venedig" machte den Premierensonntag zum traurigsten in Oberösterreichs Theatergeschichte. Die FPÖ-Volksbefragung über ein Musiktheater im Lande hat ein Nein ergeben und unwillkürlich auf die Stimmung des Abends gedrückt. Wie die meisten Aufführungen hätte jedoch auch diese ein zeitgemäßes Haus verdient.

Man spielt die prägnantere, gestraffte Berliner Originalfassung mit Dialogen von Brigitte Heusinger und Robert Tannenbaum, dessen Inszenierung auf der klassizistischen Bühne von Peter Werner in stilgemischten Kostümen von Ute Frühling die dünnblütige Handlung deutlich aufwertet.

Auch musikalisch ist venezianischer Karnevalspaß garantiert mit Chor und Bruckner Orchester unter Jochem Hochstenbach und einem erst recht lustigen Sängerteam: Cheryl Lichter (Annina), Daniella Böhm (Barbara), Barbara Payha (Ciboletta), Althea Bridges (Agricola), Lars Lettner (Caramello), Daniel Ohlenschläger (Pappacoda), Hans-Günter Müller (Herzog) sowie Franz Binder, Leopold Köppl und Ferry Öllinger als drei Senatoren.

Georgina Szeless Frohe Weihnachten Drei Familien, drei Küchen, drei Katastrophen: Alan Ayckborns "Frohe Feste" am Salzburger Landestheater sind gar nicht so froh. Englischem Brauch gemäß finden am Heiligen Abend Partys statt. Bei Ayckborn einmal "voriges Weihnachten" in der Küche der Hopcrofts, "dieses Weihnachten" bei den Jacksons und zuletzt "nächstes Weihnachten" bei den Brewster-Wrights.

Ein Chaos jagt das andere, Angst und Enttäuschungen in den Beziehungen, so hat es Regisseur Michael Worsch deutlich gemacht, sind Triebkräfte der Gesellschaft. Und so erhält Ayckborns Farce ein vielleicht unerwünschtes zusätzliches Gewicht, das der persönlichen Betroffenheit; womit die Komödie oder Farce schwärzer und schwärzer wird. Um das Stück bemüht: Britta Bayer, Alexandra Tichy, Hanne Rohrer, Gerhard Peilstein, Peter Pikl und Peter Scholz.

Franz Mayrhofer Plumpes Stück Der vor kurzem verstorbene Autor Herbert Berger hat bessere Stücke geschrieben, aber es musste wohl eine Uraufführung sein. Für die Bezirke hat sich das Wiener Volkstheater seines Einakters "Horchposten" angenommen. In dem Stück treten die Schwächen umso offensichtlicher hervor, als sich mit dem zweiten Teil des Abends, der Wiederaufnahme von Lida Winiewicz's "Die Wohnung", eine vielschichtige und politisch brisante Arbeit bietet.

Es sind bekannte Vorurteile und Ängste, die der Autor, kritisch aber plump, aufs Korn nimmt. Ein Pensionistenpaar - passend spießbürgerlich typisiert von Werner Prinz und Elisabeth Gassner - kauft sich Abhörgeräte um seine Nachbarn besser belauschen zu können. Überall vermuten sie zwielichtige Individuen ("Ausländer", "Schwule", "Rauschgiftsüchtige"), bis ihnen irgendwann schwant: sie werden selbst abgehört.

Regisseur Georg Lhotsky ringt dem Stück nur geringen Witz und wenig Tiefe ab. Es wundert nicht, dass ihm die zweite Inszenierung besser gelungen ist. Bei Winiewicz's Stück, in dem eine junge Frau - berührend von Susanne Holl verkörpert - in das Haus zurückkommt, aus dem ihre Eltern von den Nazis verschleppt wurden, stimmen auch die Voraussetzungen.

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