Ein Vorhang fiel Eine lebende Legende ist tot, ein Stück Burgtheater: Walther Reyer ist plötzlich gestorben. Er wurde nur 77 Jahre alt. Er hat sich zwar nicht, wie Generationen von Schauspielern, von Teplitz-Schönau nach Wien hochgedient, aber dafür von der Innsbrucker Exl-Bühne, was kein weniger langer Weg ist. Das Theater in der Josefstadt hatte ihn nur ein Jahr, dann schnappte ihn auch schon Direktor Rott fürs Burgtheater, wo er 1955 als Amphitryon (in der Version von Giraudoux) debütierte. Und hier hat er alles gespielt, was gut und teuer ist, alle strahlenden Liebhaber, er war eine Stütze von Direktor Ernst Haeusserman. Aber auch Salzburg war auf ihn abonniert (neun Jahre lang war er der Jedermann), Film und Fernsehen sowieso. Er war ein Herzstück jener Ensemble-Tradition, an die jetzt wohl wieder angeknüpft wird. H. B.
Ein neuer Vorhang Michael Krassnitzer Bisher habe er noch keinen Drohbrief bekommen, freute sich der Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, bei der Präsentation der diesjährigen Gestalt des Eisernen Vorhangs. Als im vorigen Jahr erstmals der "Eiserne" von Rudolf Eisenmenger aus dem Jahr 1955 für eine Saison hinter einem großflächigen künstlerischen Werk verschwand, brach ein Sturm der Entrüstung los. Daß Eisenmengers Werk einst wegen seiner Qualität umstritten war, schien vergessen - nun stießen sich Teile des Publikums am Mohren-Bild der Afroamerikanerin Kara Walker.
Das Thema des Werkes, das in der Saison 1999/2000 den Vorhang zieren wird, ist die Geschichte der Staatsoper. Die österreichischen Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler präsentieren eine Liste sämtlicher Ur- und Erstaufführungen im Haus am Ring vor dem Hintergrund roter Kreuze - samt damit verbundenen Assoziationen. Solides Kunsthandwerk, das kaum jemandem verstören wird, denn es geht auch als grafisch aufgemotzte Informationstafel durch.
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