6996337-1987_10_17.jpg
Digital In Arbeit

Marchfeldschlösser-Route

Werbung
Werbung
Werbung

Kr das Prinz-Eugen-Schloß chloßhof im auen- und waldreichen niederösterreichischen Grenzgebiet zur CSSR wurde endlich eine sinnvolle Nutzung gefunden. In das zwischen 1725 und 1729 von Johann Lukas von Hildebrandt erbaute großartige Gebäude, das 1755 Maria Theresia erwarb und vergrößerte, soll die Porträtsammlung der Habsburger aus dem Besitz des Kunsthistorischen Museums beziehungsweise aus Schloß Ambras einziehen. Und in seinen barocken Stallungen werden die Senioren unter den Lipizzanern aus der Spanischen Hofreitschule eine neue Heimstatt finden. Das bedeutet, daß die anläßlich des 250. Todestages des Prinzen lediglich teilweise renovierte Schloßanlage weiter instand gesetzt wird.

Doch nicht nur Schloßhof — die 1986 von 375.000 Personen besichtigte Großausstellung „Prinz Eugen und das barocke Österreich” in den auf Glanz gebrachten Räumen im ersten Stock und im Erdgeschöß des Südtraktes bildete den Anfang seiner Wiederauferstehung - soll den Rang einnehmen, der ihm der Bedeutung nach zukommt. Nach den Aussagen von Landeshauptmann Siegfried Ludwig soll die gesamte Kulturlandschaft des Marchfeldes volksbildnerisch und wirtschaftlich eine ähnliche Rolle spielen wie das Tal der Loire in Frankreich oder das Niltal in Ägypten.

Bund und Land Niederösterreich wollen im Rahmen des finanziell Möglichen dazu beitragen, daß das Marchfeld mit seinen heute primär im Bundesbesitz befindlichen Jagdschlössern ein Ausflugsziel der Wiener und eine Fremdenverkehrsattraktion der Touristen wird.

Ausgehend von der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen, wo 1272 Rudplf von Habsburg den Böhmenkönig Ottokar besiegte, bis zum letzten Aufenthaltsort Kaiser Karls I. und seiner Familie (1918/19) in Schloß Eckartsau, soll das Schicksal des Habsburger Reiches von Anfang bis Ende wie in einem Geschichtsbuch nachgelesen werden können.

Als Ideenbringer für das „Wie” fungiert das 1983 gegründete „Forum Marchfeld” mit Präsident Gerhard Bocek an der Spitze. So hat das aus 125 Mitgliedern bestehende „Forum Marchfeld” eine Route zur Besichtigung der Schlösser Eßling im 22. Wiener Gemeindebezirk, Sachsengang in Oberhausen, Orth, Eckartsau, Niederweiden, Schloßhof, Marchegg und Obersiebenbrunn ausgearbeitet, das es „Marchfelder Schlösserstraße” nennt und durch entsprechende Wegweiser beziehungsweise Kulturdenkmälertafeln kennzeichnen möchte. Das von Bund und Land subventionierte „Forum” vergibt auch Projektstudien und ventiliert Ausstellungen, die in den Marchfeldschlössern gezeigt werden könnten.

Zur Diskussion stehen beispielsweise für 1988 „Die Kunstschätze aus dem Zwinger von Dresden” und Ubernahmen von Ausstellungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg. Der Vorteil dieser Ubernahmen bestünde laut Bocek in einer kurzen Vorbereitungszeit und einem günstigen Preis. Eine „Eigenproduktion” wäre hingegen eine Schau über Maximilian von Mexiko mit Beständen aus Prag und Brüssel.

Konkrete Pläne hat das „Forum Marchfeld” mit dem nach 1945 völlig verwüsteten ehemaligen Habsburgerbesitz Eckartsau, der seit Jahren zu den am schönsten renovierten Bauten Niederösterreichs zählt, von dem aber bloß wenige Räume für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Im Zusammenhang mit dem siebzigsten Jahrestag der Verzichtserklärung Kaiser Karls I. und der Geburtsstunde der Republik Österreich am 11. November 1918 sollte das von einem herrlichen Park umgebene Schloß zur Gänze besichtigt werden können.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung