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Prinz Eugens klassischer Garten

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Im sechzehnten Jahrhundert zählte der Park von Schloß Hof im Marchfeld zu den großartigsten Barockgärten Österreichs. Seit 1991 untersucht Franz Sauer vom Bundesdenk-malamt mit vier Mitarbeitern die bereits im 19. Jahrhundert verfallende Gartenanlage. Die Ergebnisse der Grabungen führten zu ersten Wiederherstellungsmaßnahmen, die von der obersten Terrasse aus besichtigt werden können und im Rahmen der Ausstellung „Die Frauen der Habsburger” (noch bis November) als Dokumentation im Südtrakt des von Johann Lukas von Hildebrandt erbauten Marchfeld-Schlosses zu sehen sind. Zeigen Publikum und Sponsoren Interesse an einer schrittweisen Nachpflanzung des Baumbestandes und der Wiederaufstellung noch vorhandener Skulpturen beziehungsweise deren Kopien, wollen die Archäologen des Denkmalamtes unter der Leitung von Christa Farka gemeinsam mit der Bundesgartenver-waltung weiterarbeiten und den Barockgarten abermals erstehen lassen.

Angelegt wurde der Park auf einem zur March abfallenden Hang nach Entwürfen des französischen Gartenbauingenieurs Dominique Girard auf sieben Terrassen. Drei von Canaletto gemalte Bilder vermitteln einen Eindruck von der zwischen 1725 und 1728 errichteten Anlage mit ihren Laubengängen, kastenartig geschnittenen Kastanienbäumen, vasenbekrönten Freitreppen, Fontänenbrunnen und Kaskaden. Das Skizzenbuch des Würzburger Bildhauers Johann Wolfgang van der Auwers enthält hingegen alle Statuen und Brunnen, die von denselben Künstlern und Handwerkern geschaffen worden sind wie jene im Schloß Belvedere. Das ikonographi-sche Programm nahm Bezug auf den Bauherrn Prinz Eugen. Das heißt: Die Figuren der klassischen Mythologie wie Mars, Herkules und Apollo symbolisieren die Kriegs- und Staatskunst des Türkenbezwingers, Puttengruppen mit den vier Erdteilen, vier Elementen und vierJahreszeiten den Kosmos, wobei den Flußgöttern wie Neptun, Donau und March, den Tritonen, Nereiden und Seeungeheuern besondere Bedeutung zukommt. Gespeist wurde die Brunnen, Fontänen und Kaskaden von einem Wasserwerk in dem etwa drei Kilometer entfernten Ort Groissenbrunn. Nach dem Tod des

Savoyers (1736) schenkte die Erbin Victoria von Savoyen-Soyssons das Schloß ihrem Gatten, der es 1755 an Franz Stephan von Lothringen verkaufte. Unter Maria Theresia war Schloß Hof beliebter Aufenthaltsort des Kaiserhauses. Danach setzte der allmähliche Verfall ein. Im 19. Jahrhundert wurde ein Großteil der Skulpturen und Architekturteile abgebrochen und nach Schönbrunn oder ins Belvedere verbracht. Ein Teil gelangte in Privatbesitz. Die Figurengruppe der vier Jahreszeiten wird eben restauriert und auf der vierten Terrasse wieder aufgestellt.

Entsprechend den archäologischen Befunden über die Beschaffenheit der Baumreihen, Blumenbeete und Kieswege wurde der Baumbestand (Linden und Kastanien) auf der ersten, fünften und siebenten Terrasse nachgepflanzt und das ehemalige Brunnenbecken vor der großen Kaskade in seiner Umrißform rekonstruiert. Sollte die „Wiedergeburt” des Barockgartens Gefallen finden, denkt man daran, in ihm Sommerfeste und Konzerte zu veranstalten.

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