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Am Rande des Abstrakten

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Alfred Wickenburg, einem der wichtigsten steirischen Maler der klassischen Moderne, ist eine Retrospektive im Kunsthaus Mürzzuschlag gewidmet. Gezeigt werden rund 40 Gemälde aus den Jahren zwischen 1905 und 1945, in denen sich sein künstlerischer Stil von akademischer Malerei bis hart an die Grenze zur Abstraktion entwickelte. Frühe Akte und Interieurs suchen individuelle Ausdrucksformen, die sich schon in den später so typischen harten Konturen andeuten. Wickenburg absolvierte seine Studien in München, Paris und Stuttgart, ein Aufenthalt in Rom und Florenz nach dem Ersten Weltkrieg machte ihn mit den damals aktuellen Strömungen bekannt.

Von 1924 stammt das Ölbild „Die Rrücke am Arno", das Wickenburgs Auseinandersetzung mit dem Kubismus spiegelt. In den folgenden Jahren wurde ihm die Farbe wichtiger als die Form, der Kubismus blieb Durchgangsstation. Porträts aus den späten

zwanziger Jahren atmen die Kühle der neuen Sachlichkeit (und zeigen seine Mäzene aus den Kreisen des Grazer Großbürgertums). Aus diesen Jahren stammen Bilder, die dem Surrealismus und der Pittura Metafisica verwandt sind.

Ab 1923 wirkte Wickenburg als lehrer an Grazer Mittelschulen, war Gründungsmitglied und später Ehrenpräsident der Secession Graz. Der Nationalsozialismus bedeutete für ihn eine große Gefahr: Zu leicht hätte sein kräftiger, zur Abstraktion neigender Stil in den Geruch der „entarteten Kunst" geraten können. Wickenburg wählte den Ausweg in die Indschaftsmalerei, ohne in die damals gewünschte platte Abbildung zu verfallen. Ein Bild sticht heraus: Es ist eine Madonna mit Kind, Ausdruck von Trauer und Erlösungssehnsucht. Zeichnungen in der dem Kunsthaus benachbarten Galerie Freiberger ergänzen die Ausstellung, zu der ein prachtvoller Katalog erschienen ist.

Bis 31. August

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