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Anton Lehmden

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In der Albertina wird in der mit Ernst Fuchs und Alfred Hrdlicka begonnenen Reihe von Sonderausstellungen nun das graphische Werk Anton. Lehmdens mit einer Auswahl seiner Radierungen, Zeichnungen und Aquarelle vorgestellt. Lehmden verwendet vom Formalen her gesehen durchaus traditionelle Formen, wobei seine Einfühlung soweit geht, daß die Angleichung an die zeichnerischen Ausdrucksmittel der Donauschule, an Altdorfer und Wolf Huber sowie an Dürer fast vollkommen erreicht wird und manchen Handzeichnungen die kalligraphische Exaktheit von frühen Stichen verleiht oder bei manchen Aquarellen an die Tafeln archäologischer Atlanten des 17. und 18. Jahrhunderts erinnert. Zu dieser archaisierenden Ausdrucksweise kommen noch manieristische Elemente wie die Auflösung der räumlichen Einheit, stürzende Fluchtpunkte und die Verwendung von formalen und symbolischen Schemata, die mit den bedrängten und bedrängenden Inhalten der Blätter zu einer Einheit verbunden sind. Stark vom Erlebnis des Krieges geformt, sieht Lehmden die Welt einerseits vom Kampf und vom Verfall her bestimmt, anderseits auch in dauernden tellurischen Um- und Ausbrüchen begriffen. Schwebende Felsen und Landschollen, stürzende Landschaften und Krater weisen auf eine geologische Urzeit hin, in der bei ihm dann wiederholt — als Symbole einer Überwindung — die Gestalten von Fisch und Vogel auftauchen.

Die architektonischen Zeugen Altägyptens und der römischen Antike werden von Lehmden nicht unter dem Aspekt der Reste klassischer Größe, sondern folgerichtig als Beispiele der Vergänglichkeit und der Daseinsangst romantisch interpretiert. Am stärksten berühren in der Ausstellung unter anderem die Aquarellskizzen zu einem Wien-Bild, in denen sich sein intimes Verhältnis zur Landschaft ohne manieristische Bindungen am liebesvollsten und freiesten entfaltet.

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