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Clemens Holzmeisier: eine Tiroler Dorfkirche

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Der Ausbau der Bundesstraße, die an Erpfendorf, Tirol, vorbeiführt, hatte zur Folge, daß eine dort stehende Kapelle abgetragen werden mußte. Daraus und aus dem Umstand, daß die nächste Pfarrkirche in Kirchdorf sehr weit entfernt ist, ergab sich die Notwendigkeit, an den Bau eines eigenen Kirchleins für die Bewohner von Erpfendorf und seiner nächsten Umgebung zu denken. Bei den außerordentlich bescheidenen Mitteln, die für diesen Bau zur Verfügung stehen werden, schien es notwendig, das Gotteshaus bei aller zu bewahrenden Würde einfachst und ökonomisch in der Bauausführung zu planen. Der Umstand, daß Ziegel und vor allem Holz sowie auch Dachschindeln ein fach zu beschaffen sind, wurde bei der Gestaltung weitestgehend berücksichtigt.

Das Kirchlein von Erpfendorf ist mit seinem Hochaltar gegen Osten gerichtet. Auf dem zur Verfügung stehenden Bauplatz wird sonach der Eingang auf der Dorfseite liegen und muß, weil er an der Nordwestseite steht, auch entsprechend windgeschützt sein. Im Winter kann die kleine Vorhalle völlig geschlossen werden. Sie bildet dann eine kleine Tageskapelle, in der eine Betbank zur linken Seite den Einblick zum Hochaltar gewährt, auch wenn die Kirchenhaupttüre geschlossen ist.

Durch diese kleine Vorhalle betritt man den Hauptraum des Kirchleins. Zunächst ist es ein von Gestühl freier Platz, von dem ein paar Treppen zur Taufkapelle führen und weiterhin hinauf zur Sänger- und Orgelempore. Der gesamte Fassungsraum beträgt etwa 300 Personen, wobei die Hälfte im Gestühl und die Hälfte ohne Gestühl berechnet ist. Hinzu kommt aber noch der Fassungsraum der Sängerempore.

Der Beichtstuhl ist unter der Emporentreppe eingebaut. Der Hochaltar in einer breiten Nische wird durch die Kommunionbank vom Schiff abgeschlossen. Zu beiden Seiten die Sakristei bzw. Paramentenkammer.

Der Aufbau mit dem steilen Dach ist so vorgesehen, daß der Dachstuhl weitestgehend in das Kircheninnere eingebaut ist. Das einzige Buntgesperre, das hier notwendig ist und durch die Mitte des Raumes geht, trägt eine große Kreuzgruppe. Auf solche Weise wird vor allem am Mauerwerk viel gespart, die Belichtung erfolgt durch eine lange, aber niedrige Fensterreihe an den beiden Seiten des Kirchleins. Das Rundfenster über dem Hochaltar spendet farbiges Licht.

Bei dem Aufbau des Aeußeren ist vor allem auf große Schlichtheit und Einpassung in das Ortsbild Bedacht genommen. Das Motiv der kleinen Vorhalle verbindet sich mit dem schräg aufsteigenden Dachwerk über der Sängerempore, und dieses leitet wieder zu dem Turm über, der einen spitzen Helm trägt. Die Vorderwand des Kirchleins ist einzig durch das Motiv der Taufkapelle belebt, die eine Freskomalerei in bunten Tönen erhalten soll und zu der übrigen weißgetünchten Fassade in Kontrast tritt.

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