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DIE EICHMANN-STORY

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Als am '28. April 1951 die „Furche“ aus der Feder des inzwischen verstorbenen ehemaligen deutschen Zentrum-Abgeordneten Paul Hesslein einen Bericht über eine Begegnung mit Martin Bormann im Urwald von Brasilien brachte, wurde dieser oft nachgedruckt und oft kritisch abgelehnt. Jetzt, am 30. Mai 1960, erfährt man aus Rio de Janeiro, daß die brasilianische Geheimpolizei Untersuchungen eingeleitet hat, da Regierungskreise der Auffassung, sind, ;Bormann halte sich im Süden des Landes, vielleicht im Staate Santa Caterina auf, und ein brasilianisches Massenblatt will bereits wissen, der Ge suchte verfüge über eine Menge Geld und lebe es.se i.WeItötfCTtlichieit,i.era„BxtQiterreii;ri£r Adolf Eichmann, den der israelitische Geheimdienst wahrscheinlich doch in Argentinien ergriff. Die Person dieses Mannes wird im Laufe seines Prozesses, der im September beginnen soll, wohl einigermaßen ausgeleuchtet werden. Bis da- , hin dürfte er, ähnlich wie det Auschwitzer Kommandant Höss, mit der beiden eigentümlichen Genauigkeit “und Pedanterie an der Darstellung j der Vorgänge mitarbeiten, die zur „Endlösung“, zur Vernichtung von rund sechs Millionen Juden, in den Gaskammern und Schinderlagern des' Dritten Reiches geführt haben. Es ist in jeder Weise vorzeitig, sich zur Person und zum Fall Adolf Eichmann näherhin zu äußern.

Sehr an der Zeit ist ein anderes — und das geht uns Österreicher sehr direkt an: die Beobachtung und Untersuchung des braunen Untergrundes der rechtsradikalen. Internationale, deren Netz zwischen Südamerika, Nahost, Irland, Spanien und Deutschland eben auch Österreich mehrfach' berührt. In dieser Hinsicht geht uns der Fall Eichmann sehr an. Vielleicht wird man morgen oder üBermorgen aiich einen Film um die Eichmann-Story drehen; vielleicht in einem Lande, dessen Behörden, als Besatzungsmacht in Österreich, Eichmann entwischen ließen oder gar bei der Flucht nach Nahost behilflich waren. Mit all dem wollen wir nichts zu tun haben; wohl aber verdient das alles endlich einmal aufgeklärt zu werden: die Geschichte des kalten Krieges und des Dschungels der Geheimdienste würde um ein wichtiges Kapitel bereichert werden.

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