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Ein mutiges Experiment

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Von Klemens Maria Hofbauer, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, existiert weder ein naturgetreues Porträt noch sonst ein gutes Bild. Vorhanden sind bis jetzt nur nazarenisch angehauchte Bilder mit dem typischen Frömmigkeitsausdruck dieser Zeit. Es war deshalb ein glücklicher Gedanke des „Hofbauer“-Festkomitees, ein Preisausschreiben zur Schaffung eines neuen Hofbauer-Bildes zu veranstalten. Bedingungen waren: das zu schaffende Bild müsse modern, künstlerisch, religiös sein, weitere Volkskreise ansprechen und im sakralen Raum verwendet werden können. Die Ausschreibung war gedacht , als eine Begegnung zwischen Kirche einerseits und modernem Kunstschaffen andererseits. Es beteiligten sich 25 Künstler mit 27 Einsendungen. Das Ergebnis ist teilweise überraschend. Ein Drittel der eingereichten Arbeiten bevorzugt noch die alte Heiligenmalerei der Jahrhundertwende, scheidet also eigentlich aus dem Wettbewerb aus. Die anderen zwei Drittel sind durchwegs moderne Kunst, auf hohem, teilweise sehr hohem Niveau. Da ist zum Beispiel das Bild Hofbauers von Elisabeth Stemberger. knapp in den Konturen, fast wie eine Ikone, knapp auch in den Farben. Oder das Hofbauer-Bild Carry H a u s e r s, sehr gut in der Komposition, kühn in den Farben. Max Melcher erinnert etwas an Schiele. Ein Teil dieser modernen Hofbauer-Bilder hat allerdings einen Mangel, der nicht unerwähnt bleiben darf: sie wirken nicht religiös, bei aller künstlerischen Formung. Einigen Teilnehmern gelingt aber auch noch diese Leistung. So der bereits erwähnten Elisabeth Stemberger. Vor allepi aber — das Bild wurde unseres Wissens nicht preisgekrönt — das Werk von E. Pongracz, das den Heiligen in einer Industriegegend inmitten von Arbeiten zeigt. Und zwar in einer Art darstellt, daß man unwillkürlich den Eindruck vor sich hat: dies ist der Apostel der Großstadt, der um die Seelen ihrer Verlorenen kämpft. Ein Bild, das sehr gut in einer Industriepfarre stehen könnte, in einem Ort der ganz ohne Tradition aus dem Boden geschossen ist. Starkes religiöses Gepräge zeigen noch die Bilder von Kornelia Ernst-K u b i n und Lieselotte Beschorner Letzteres zu düster für jenen Heiligen, der trotz ewigen Scheiterns seiner Pläne nie verzagte.

Die ganze Ausstellung ein mutiges Experiment, das durchaus gelungen ist.

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