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Gedenken und Wiedersehensfest

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Ein Judenstern auf gelbem Grund, im Innenfeld ein grober Kartenausschnitt des östlichen Mittelmeeres mit Palästina und der Stadt Jerusalem: „Die Welt” des Theodor Herzl wurde 1897, ein Jahr nach dem „Judenstaat”, unter diesem Emblem in Wien als Wochenschrift gegründet, um die „nationaljüdische Rewegung” in Gang zu bringen, das Selbstbewußtsein der Juden und das Verständnis für sie zu fördern, und für eine „völkerrechtlich gesicherte Heimstätte” für jene Juden einzutreten, die sich an ihren Wohnorten „nicht assimilieren können oder wollen”.

Mit Unterbrechungen zwischen 1914 und 1927 sowie 1938 und 1948, mit Änderung auf monatliches Erscheinen und mit Titeländerungen über „Neue Welt”, „Neue Welt und Judenstaat” zu „Illustrierte Neue Welt” ist das Rlatt seinem identitäts-stärkenden, versöhnlichen, anti-antisemitischem Programm treu geblieben, wobei die Schwerpunkte sich zwischen Politik, Kultur, Zeitgeschichte, jüdischen Problemen und Vermittlung zwischen Österreich und Israel verteilen. Juden und Nichtju-den, Journalisten und bedeutende Schriftsteller arbeiteten von Anfang an mit. Der eben erschienene Sammelband „Wandlungen und Rrüche” vereinigt Untersuchungen zu wichtigen Phasen der Blattgeschichte.

Anläßlich des Jubiläums fand im Jüdischen Museum Wien am 15. und 16. März „Jews & News” statt, Konferenz, Symposium, Totengedenken auch, und für manche ein Wiedersehensfest. Namhafte in- und ausländische Fachleute trugen Erinnerungen, Berichte und Deutungen zu Herzl, dem Intellektuellen, zur Geschichte der jüdischen Presse vor und nach der Shoah, zur Rolle von Juden als Journalisten, zu Judenfragen in den Medien, zur Entwicklung des Pressewesens in Israel und zur Überlebenschance gedruckter Medien im Zeitalter des Cyberspace bei. Die Veranstaltung bestätigte in Inhalt und Ablauf die Vielfalt jüdischer Positionen, die Freude am Spiel mit Ideen, an gedanklicher, anekdotischer und sprachlicher Pointierung. „News” scheint mir in diesem Fall für intelligente Neugier und Hellhörigkeit zu stehen, die vielleicht jüdische Wesensart, sicherlich journalistische Qualität kennzeichnen.

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