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Gegen Vereinfachungen

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Bei der Zusammenstellung meiner Ausstellung wurde mir die Vergangenheit wieder lebendig, die geistige Situation, die ich als Student Vorland: die frühen zwanziger Jahre nach dem ersten Weltkrieg. Als ich ausgewandert war, hatte mein Vater, der selbst Architekt war, meine Arbeiten zusammengerollt, in zwei Ofenrohre mit Rohrkapseln gesteckt und sie mir auf die andere Seite der Welt nachgeschickt. Dort sind diese Ofenrohre all die Jahre in einer Ecke gestanden, bis ich mit ihnen zurückkehrte.

Die frühen zwanziger Jahre

Wie weit es damals von einer Villa Primavesi von Josef Hoffmann bis zu den Arbeiten van Doesburgs war, ist heute nur mehr schwer vorzustellen. Zwischen diesen beiden Stationen lag eine Sprengung, eine wirkliche Befreiung.

Für mich waren die in den frühen zwanziger Jahren erschienenen Schriften Le Corbusiers und die Holländer entscheidende Eindrücke.

Vieles an Le Corbusiers Entwürfen schien mir zwar zu kühl, zu klassisch, zu sehr der Welt Perrets verhaftet, der für mich zur Generation Otto Wagners gehörte. Der Pavillon i'Esprit Nouveau auf der Pariser Ausstellung von 1925 war das erste, was mir von Le Corbusier restlos gefiel. Als Mittelschüler hatte ich Tosef Hoffmanns Palais Stoclet sehr geschätzt; 1925 schien mir sein Bau bei der gleichen Pariser Ausstellung weit entfernt.

Rückblickend stellt sich diese Zeit als eine geschlossene Bewegung dar. Aber in Wirklichkeit war das nicht äer Fall. Zum Beispiel herrschte um L923 in Deutschland der kubistische Expressionismus. Ich denke nicht nur ah Bruno Taut, sondern auch an Behrens' Dombauhütte in München 1923 und wgar an Mies van der Rohes Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg (Berlin 1926). Dagegen erschienen 1923 bereits die ersten Schriften Le Corbusiers, die sicher niemals expressionistisch waren.

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