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Natur, Teil des Alls

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Fast 200 Arbeiten Emil Noldes - Gemälde, Aquarelle, Holzschnitte, Radierungen, Lithografien - bis 12. März in Wien.

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Fast 200 Arbeiten Emil Noldes - Gemälde, Aquarelle, Holzschnitte, Radierungen, Lithografien - bis 12. März in Wien.

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Manchen Themen ist Emil Nolde sein Leben lang treu geblieben. Mit ungeheurer Leidenschaft malte er Blumen und Meeresansichten. Und wie sehr er sich in das Thema Natur vertiefen konnte, zeigt sein Bild „Meerweib“ (1922): Die Naturgewalt wird zu einer mythologischen Figur gesteigert. Noch viel deutlicher wird Noldes Einstellung zur Welt aus anderen Bildern: Nach seiner Teilnahme an der „Medizinisch-demographischen Deutsch-Guinea-Expedition malte er eine Reihe exotischer Darstellungen. „Die Urmenschen leben in ihrer Natur, sind eins mit ihr und ein Teil vom ganzen All“, meinte er dazu. Die Europäer erschienen ihm als „verbildete Gliederpuppen, künstlich und voll Dünkel“. Und Großstädte waren ihm ein Greuel: „Aus dem Dung der Großstadt

wächst wohl auch etwas hervor. Der Bauer liebt den Dung, und der Maler schaut sich die giftigsten Blüten an.“

Nolde wollte sich nicht mit dem äußeren Schein abgeben, sondern das Wesentliche, das Dahinterliegende gestalten. Aber seine Sicht der Welt machte ihn zum Einzelgänger, der es weder in der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ aushielt, noch von den Nationalsozialisten akzeptiert werden konnte, obwohl sich seine ideologischen Inhalte von denen der Nazis gar nicht so deutlich un-terschieden. An Noldes Werk läßt sich die Tragödie der Verständnislosigkeit der Lagern exemplarisch zeigen: Zwischen der Auffassung „Alle Kunst ist abstrakt. Nur die Wirklichkeit nicht, denn sie ist keine Kunst“ und dem Aufruf nach einer Neuordnung, die in den Befürwortern eine Heilsahnung erwachen läßt, gibt es keine gemeinsame Basis.

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