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Rebellischer Konservativer

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Als „Glücksfall besonderer Art" bezeichnet Stefan Zweig das poetische Wirken seines Schriftstellerkollegen Alexander Lernet-Holenia, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre. Aus seiner Feder ist eine kaum überschaubare Zahl von Texten geflossen, bunt gemischt und wohl auch mit Niveauunterschieden: Lyrik, Dramen, Prosa und Drehbücher. Hilde Spiel, die eine lange Freundschaft mit dem Autor verband, bescheinigt ihm „allenthalben, ob profund oder spielerisch seicht" eine „eigenwillige und unverwechselbare Diktion".

Zweifellos ist Lernet-Holenia (189 7-1976) in die Biege bedeutender österreichischer Schriftsteller einzuordnen. Das zeigt auch eine Ausstellung in Wien. Zu sehen sind neben Erstausgaben, Brief- und Textausschnitten einige persönliche Erinnerungsstücke: etwa seine Kinderschuhe, eine Springschnur, das Maturaprotokoll oder sein Schreibtisch. Privates wird ergänzt von Zeitgeschichtlichem. Dazu gehören einschneidende Ereignisse, wie die Mobil-machungfcrklärung Kaiser Franz Josephs oder die Abdankungsurkunde Karls I. Daß Lernet-Holenia durch die beiden Weltkriege eine tiefe Prägung erfuhr, schlägt sich in seinem Werk offen zu Buche. Seine anfängliche Kriegseuphorie kann er später nicht oft genug revidieren.

In der Zeit des literarischen Wiederaufbaus hat er eine tragende Bolle im deutschsprachigen Kulturbetrieb inne. Hilde Spiel nennt ihn einen rebellischen Konservativen: Er habe das Vergangene noch mehr als das Bestehende geliebt, sich aber unaufhörlich gegen die Sachwalter beider Lebenszustände aufgelehnt.

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