Nestroy, wie er liebte und lebte

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Mehr bildende als zündende Uraufführung des Biografie-Stückes von Walter Schübler an der Freien Bühne Wieden.

Wenn etwas aus dem Wiener Theaterleben wirklich "nicht wegzudenken" ist, so sind es die Werke des Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy. Nun präsentiert die Freie Bühne Wieden in Wien den unvergleichlichen Meister des Wortspiels und der ätzenden Gesellschaftskritik selbst als Bühnenfigur.

Walter Schübler, Autor der Biografie "Nestroy" (Residenz Verlag, Salzburg 2001) reiht nun unter dem gleichen Titel unter Verwendung zahlreicher Zitate Bilder aneinander, die einen Eindruck von Nestroys Leben geben, aber wie fast alle derartigen Werke lehrstückhaft wirken und nur selten Funken überspringen lassen.

In der Regie von Hausherr Gerald Szyszkowitz und vor allem in der Darstellung von Peter Uray wird Nestroy als Person mit menschlichen Schwächen - insbesondere für die Damenwelt - sichtbar, die vielleicht gerade deshalb die Schwächen anderer so treffend geißeln konnte. Man wundert sich fast, dass unter all den Zitaten Nestroys hintergründiger Satz fehlt: "Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht."

Uray, ein Nestroy-erprobter Profi unter Halbprofis, lässt als Gestalter einer keineswegs immer sympathischen Rolle, die viel zu reden und dazu etliche Couplets zu singen hat, nur manchmal Textsicherheit und dann auch die nötige Schärfe vermissen. Höhepunkte der Aufführung sind die Gespräche Nestroys mit dem Kritiker Moritz Gottlieb Saphir (Klaus Haberl) über das Revolutionsjahr 1848 und dem Zensor Janota (Ralph Saml), die zeigen, was damals alles verboten war.

Neben zwei namenlosen Figuren, einem Freund (Johannes Wolf) und einem Schauspieler (Gerhard Rühmkorf) bringt Schübler auch den Theaterdirektor Karl Carl (Ernst Christian Mathon), den Dichter Karl Haffner (Matthias Hacker) und Nestroys untreue Ehefrau Wilhelmine von Nespiesni (Manuela Seidl), seine langjährige Lebensgefährtin Marie Weiler (Christine Renhardt) und eine seiner Liebschaften, Karoline Köfer (Susi Reiter) in den hübschen Kostümen von Gabi Weninger auf die Bühne.

Ein absoluter Pluspunkt des Abends ist die Pianistin Keiko Kuwahara.

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