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Meisterwerke von Henri Toulouse-Lautrec im Innsbrucker Ferdinandeum.

Die brillante Schau "Henri Toulouse-Lautrec - Die Noblesse des Gewöhnlichen" im Landesmuseum Ferdinandeum ist mit Sicherheit das Großereignis des heurigen Tiroler Ausstellungssommers. Sie weist über 100 grafische Meisterwerke von Henri Toulouse-Lautrec (1864 bis 1901) aus der Sammlung des Kupferstichkabinetts Dresden auf, welches auf die weltweit älteste und bedeutendste Toulouse-Lautrec-Kollektion verweisen kann. Nach einer ersten Präsentation in Bad Homburg sind die sensationellen Blätter nun zu ihrem zweiten und letzten Auftritt in den Innsbrucker Musentempel eingezogen.

Belle Epoque

Längst sind der durch einen Unfall im jugendlichen Alter grotesk kleinwüchsig gebliebene, südfranzösische Aristokrat und seine niveauvollen grafischen Werke zum Synonym für den brodelnden Seelenpfuhl der so genannten "Belle Epoque" geworden. Künstler und Lebenskünstler, Damen von Welt und Halbwelt, Kampftrinker oder schlichte Absinthschlürfer aus dem Absurditätenfundus der Pariser Vergnügungsstätten bieten genügend künstlerische Thematik für den finanziell unabhängigen Maler. Auf ungeschminkte Weise hält er das Pariser Nachtleben und seine illustrative Vulgarität fest; er lacht, weint und trinkt mit der feuerhaarigen Jane Avril, mit Valentin, dem Schlangenmenschen, dem Kabarettbesitzer Aristide Bruant, der Chansonette Yvette Guilbert und vielen anderen (alle im Innsbrucker Museum zu bewundern). Die geniale Künstlerhand fängt sie in schonungsloser Ehrlichkeit, leicht karikierend ein. Und das mondäne Paris reißt sich darum, von der Zeichenfeder des kuriosen kleinen Mannes aufgespießt zu werden.

Toulouse-Lautrec, der seine Ausbildung bei Professoren der Pariser Akademie erhalten hat, ignoriert den Unterschied zwischen "Hoher Kunst" und Gebrauchsgrafik: Die Gestaltung von Plakaten, Speisekarten, Theaterprogrammen zählt zu den Aufträgen, bei denen er vermehrt die lithografische Technik (Steindruck) anwendet. Mit seinem ersten Großplakat, einem Steindruck in vier Farben, Höhe 1,90 m, "Moulin Rouge, La Goulue" (die Gefräßige) - siehe Ferdinandeum! - wird Toulouse-Lautrec 1891 schlagartig berühmt. Angeregt durch den japanischen Farbholzschnitt, kreiert er ein innovatives Druckverfahren, mit dem er sogar achtfärbige Drucke ("Mademoiselle Marcelle Lender", 1895, Lithografie, acht Farben) herstellen kann. Die flächige Verknappung der Sujets, der Mut zur Farbe und seine Experimentierfreudigkeit machen den Maler zu einem Pionier der Druckgrafik des 20. Jahrhunderts.

"Frauen nach Maß"

Ein besonders genüsslicher Happen im Rahmen der Tiroler Ausstellung ist die vollständige Folge seines lithografischen Hauptwerkes "ELLES", gewidmet den Prostituierten in der Rue des Moulins, den "Bürgerinnen nach seinem Maß", bei denen er Stammgast ist.

Körperlich und psychisch durch seinen exzessiven Lebenswandel schwer geschädigt, stirbt der Künstler 1901, noch nicht 37 Jahre alt.

Toulouse-Lautrecs gesamtes grafisches Werk entstand am Ende seines kurzen, intensiven Lebens innerhalb eines Jahrzehnts.

Henri Toulouse-Lautrec

Die Noblesse des Gewöhnlichen

Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck

täglich 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr

bis 11. September

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