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Bauernfang

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Die Gestaltung der neuen Stationsbauten und Passagen in Wien, die Verhüttelung von Straßen und Plätzen durch die plumpen Zugangsbauten und Fugdächer ist wiederholt kritisiert worden; und einhellig wird von allen, die hier Stellung bezogen haben, ein Wettbewerb für die Gestaltung der Wiener U-Bahn gefordert.

Just zum selben Datum, als diese Forderung wieder einmal in der „Furche“ erschien (in der Stellungnahme der Ingenieurkammer, Furche Nr. 36, 9. Sept.), eröffnete ein Bericht des Amtsblattes „Stadt Wien“ über die Verkehrsbauten um den Matz-leinsdorferplatZi wie man diese Forderung umgehen könnte: „Ein Team von Wiener Architekten hat die Planung und Gestaltung der neuen Haltestellen übernommen. Bewußt wird dabei keine Einheitlichkeit angestrebt. Der Öffentlichkeit soll hier vielmehr die Möglichkeit geboten werden, zu „gustieren“. Diejenige Form der inneren und äußeren Gestaltung der Stationen, die dann am meisten Anklang findet, soll bei der zukünftigen U-Bahn Verwendung finden.“

Was sich hier an Variationen böte, könnte man sich lebhaft vorstellen, unterläßt es aber lieber. Der Entschluß, auf des Volkes Stimme zu hören, ist so wirkungsvoll, daß man

sich wundert, daß er nicht schon früher kam; beispielsweise bei der Frage der Florianikirche. Aber wie man's macht, ist's falsch; wenn es um Entwürfe geht, möchten wieder wir uns nicht auf die Mehrheit verlassen.

Da wir in Wien aber nicht nur schlechte Verkehrsbauten, sondern auch das einzigartige Beispiel der Stadtbahnen haben, wollen wir auch gleich wieder damit aufwarten. Wir wollen nämlich gar nicht mit einer Keramikausstellung gustieren, sondern wir wollen eine Architektur, die man herzeigen kann — wie die Otto Wagners. Wir wollen auch kein „Team von Wiener Architekten“, sondern einen Namen, den man laut sagen kann — wie den Otto Wagners.

Und da nicht anzunehmen ist, daß die Verantwortlichen von sich aus einen solchen präsentieren — wie 1894 die „Commission für Verkehrsanlagen“, als sie Otto Wagner mit dem Stadtbahnbau betraute —.wollen wir das, was auf der ganzen Welt im Zweifelsfalle üblich ist: einen Architekturwettbewerb. Wir verlangen von der U-Bahn, was man damals von der Stadtbahn verlangte: Sie „muß harmonisch sich einfügen und praktisch sein, nach dem dermaligen Stand der Baukunst“.

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