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Fulminanter Saisonstart am Linzer Landestheater mit Monteverdis "L'Orfeo", einer Uraufführung und dem us-Amerikaner Neil LaBute.

Als kleine Sensation darf wohl die im Wortsinn traumhafte Inszenierung von Claudio Monteverdis "L'Orfeo" im Großen Haus in Linz - Italienisch mit deutschen Übertiteln - gewertet werden, obwohl der für seine sensible und präzise Personenführung bekannte Regisseur Ingo Kerkhof die tragische Geschichte des mythischen Sängers im Ambiente einer Bar erzählt. Hier fungiert Stefan Kocán mit seinem orgelnden Bass in der Rolle des Caronte (Charon) sinngemäß als Keeper. Hervorzuheben sind auch Arantxa Armentia (Proserpina), Nikolai Galkin (Pluto) und Franz Binder (Apollo) sowie die Chöre (Georg Leopold). Die Figur des Orfeo gestaltet der in jeder Phase glaubwürdige junge Singschauspieler Lauri Vasar. Seine sicheren und kraftvollen Koloraturen sind eine Klasse für sich. Ein besonderes Klangerlebnis bieten Mitglieder des Bruckner Orchesters mit Gästen an historischen Instrumenten unter dem Dirigat des Barockmusik-erfahrenen Christoph Hammer.

Das zweite außergewöhnliche Theaterereignis war die Uraufführung "Schwarze Erde. Zwölf Gesänge nach Stifter" von Peter Androsch in den Kammerspielen. Das Libretto für dieses Auftragswerk des Linzer Landestheaters (unterstützt von der Oberösterreichischen Landesregierung) zum 200. Geburtstag von Adalbert Stifter verfasste Silke Dörner nach Texten des Dichters. Das Stück basiert auf dem "expressiven Gehalt der Stifterschen Natur- und Landschaftsbeschreibungen". Drei Alben mit je vier Gesängen thematisieren die zerstörerische Naturgewalt, die reinigenden Kräfte und schließlich paradiesische Naturzustände.

Dörner hat die ausgewählten Texte dergestalt verdichtet, dass sie nun an expressionistische Gedichte erinnern, jedes durch Androschs Kompositionstechniken eine kleine Welt für sich. Und hier, endlich, begibt sich Poesie, wird sichtbar in der Bühnenästhetik wie in den Kostümen der Szenikerin Renate Schuler, wird manifest in Spiel und Gesang von Cheryl Lichter, Tijana Grujic, Hans-Günther Müller und Daniel Ohlenschläger, mitunter ins sanft Ironische und Groteske überspitzt, und kommentiert von Horst Heiss (Der Betrachter). Die Magie der Bilder findet ihre Entsprechung in der Musik: Alexander DrÇcar dirigierte mit großer Sorgfalt das ambitioniert spielende Bruckner-Orchester Linz, ergänzt durch den Chor (Georg Leopold).

Im "Eisenhand" ist die packende Trilogie "Bash - Stücke der letzten Tage" des Amerikaners Neil LaBute zu sehen: Menschen vom Typ "nette Nachbarn" begehen so nebenbei einen Mord. Ein junger Vater hat sein neugeborenes Töchterchen ersticken lassen; College-Studenten haben am Rande einer Party einen Stricher zu Tode geprügelt; und eine junge Frau hat ihren minderjährigen Sohn im Bad zu Tode kommen lassen, um den Kindesvater zu bestrafen. Großartig, wie kaltblütig diese erschreckenden Geschichten als Monologe von drei hochbegabten jungen Theaterleuten erzählt werden: von Ina Tempel und Martin Schwanda, in der Regie von Dora Schneider.

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