Liebe, Tod und Teufel

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Charles Gounods Oper "Faust" und eine herausragende Schauspielproduktion am Linzer Landestheater.

Im "Vorspiel auf dem Theater" zu Goethes "Faust" heißt es, auf eine Aufführung bezogen: "Drum schonet mir an diesem Tag Prospekte nicht und nicht Maschinen." Davor jedoch stehen die Zeilen: "Ihr wisst, auf unsern deutschen Bühnen probiert ein jeder, was er mag." Auch Michael Sturm aus Hamburg "probierte es" in seiner Inszenierung und - Überraschung!, man ist ja einiges gewöhnt -, er hatte, auf die Premiere im Großen Haus der Landesbühne bezogen, Erfolg mit seiner stark gestrafften Fassung von Charles Gounods Oper "Faust".

Bilder und Bühne

Sturm konzentrierte sich unter Verzicht auf die Darstellung der Walpurgisnacht und den Einsatz des großen Balletts auf die Geschichte von Liebe, Tod und Teufel, die er in Bilder goss, die ebenso klar sind wie die Bühne (Stefan Rieckhoff): Eine breite Tribüne gibt Raum für die Chöre und viele Spielmöglichkeiten. Sturm versetzte die Handlung mit ihrem Text nach Goethe von Jules Barbier und Michel Carré in die Entstehungszeit des Werkes - die Uraufführung fand 1859 in Paris statt -, der auch der Stil der Kostüme entspricht. Da man die Oper in Ländern deutscher Zunge als "welsche Profanierung" empfunden hatte, benannte man sie "Margarethe".

Was für diese Inszenierung nicht schlecht passen würde, da von der Personenführung her Marguerite (Arantxa Armentia) gegenüber Faust (Pedro Velázquez Díaz) als stärkere Persönlichkeit in Erscheinung tritt. Allerdings: Als Drahtzieher und Beherrscher des gesamten Geschehens dominiert Méphistophélès in Gestalt des stimmgewaltigen und facettenreichen Singschauspielers Stefan Kocán mit seinem voll tönenden Bass, so dass die Oper auch "Mephisto" heißen könnte. Mit weltmännischer Eleganz und dämonischer Lust agiert er als das Böse schlechthin, Goethes Gebot beherzigend: Er spielt mit Prospekten, Farben und rotem Licht und erweist sich als Zauberer mit den Mitteln des Theaters - , ein gefährlicher Seelenfänger, der bewusst macht, wie manipulierbar Menschen sind.

Beseligende Melodien

Alles in allem: ein Fest für die Augen, vor allem aber ein Ohrenschmaus: Zu den schauspielerischen Leistungen und den prächtigen Stimmen von Faust, Marguerite und Méphistophélès gesellen sich jene des Valentin (Lauri Vasar), Wagner (William Mason), des Siebel (Christa Ratzenböck als Mezzo in einer Hosenrolle) und der Marthe Schwerdtlein (Khatuna Mikaberidze). Eine Klasse für sich: der Chor und Extrachor des Landestheaters in beeindruckender Choreographie (Leitung: Georg Leopold). Gesungen wird in französischer Sprache mit Übertiteln. Das beschwingt musizierende Bruckner Orchester Linz erfreut mit den beseligenden Melodien von Gounod, einschließlich der berührenden dramatischen Höhepunkte. Die Leitung des Orchesters, die letzte große Aufgabe vor seinem Übertritt in den Ruhestand, liegt in den Händen von Tibor Pazmany, eines wunderbaren Musikers.

Zum Schluss sei noch auf eine der herausragenden Schauspielproduktionen der jüngsten Zeit hingewiesen: "Das Fest" von Thomas Vinterberg/Mogens Rukov, schon 1997 als Film der dänischen Autoren bekannt geworden, wird im Großen Haus bis zum Ende dieser Spielzeit gezeigt.

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