Gaza-Krise: Unter der eisernen Kuppel

Werbung
Werbung
Werbung

Die FAZ besuchte jüdische Siedler in der Nähes von Gaza. In Aschdod lebenMenschen unter Raketenbeschuss - und stehen hinter der Offensive Israels.

Die Passantin auf der Ben-Zvi-Straße trägt in aller Ruhe ihre Einkäufe nach Hause. Eine knappe Stunde zuvor ist wenige Meter entfernt wieder eine Rakete eingeschlagen. Doch die Menschen in Aschkelon sind auch am sechsten Tag der Militäraktion "Säule der Verteidigung“ noch nicht kriegsmüde. "Wir wollen endlich richtig Ruhe haben. Nicht nur für ein paar Wochen. Dafür gehe ich gerne noch ein paar Tage in den Schutzraum“, sagt die Einwohnerin von Aschkelon. Von der israelischen Stadt aus ist in der Ferne der Gazastreifen zu sehen.

Der Treffer in der "Wolson Ort“-Schule an der Ben-Zvi-Straße mitten in einem Wohnviertel von Aschkelon hätte an normalen Tagen wohl Todesopfer gefordert und zu einem israelischen Einmarsch im Gazastreifen geführt. Hunderte Kinder besuchen die insgesamt vier Schulen an der Straße. Doch seit Beginn der Militäroperation am Mittwoch sind Schulen und Universitäten in einem Umkreis von 40 Kilometern rund um den Gazastreifen geschlossen. Israel hat aus den leidvollen Erfahrungen des Gaza-Kriegs vor vier Jahren gelernt und sich besser vorbereitet. Bisher waren auf israelischer Seite nur drei getötete Zivilisten zu beklagen. Die Grad-Rakete, die zu dem Zeitpunkt, an dem normalerweise die erste Pause beginnt, die Betondecke eines Vordachs am Eingang durchschlug, hätte verheerende Folgen gehabt. Das zeigen schon die spitzen Trümmerteile, die über dem Boden verstreut liegen.

Versuch der Alltäglichkeit

Abgesehen davon, dass in den Schulhöfen und auf den Straßen kaum Kinderstimmen zu hören sind, geht aber im Süden Israels das Leben seinen alltäglichen Gang. Busse fahren, auf den Baustellen wird gearbeitet. Die Menschen gehen einkaufen, einige machen auf der Terrasse eines Cafés Mittagspause. In der Nachbarschaft des Gazastreifens hat man gelernt, mit der Raketengefahr zu leben - zumindest bis wieder die Sirenen ertönen. "Tzeva Adom“ (Farbe Rot) wird der Luftalarm genannt. Dann haben Einwohner Aschkelons noch 15 Sekunden Zeit, um in einen Schutzraum zu flüchten.

Szenen aus dem Krisenzentrum

Im fensterlosen Krisenzentrum in Aschdod wird an den Telefonen Hebräisch, Englisch, Französisch, Arabisch und Amharisch gesprochen. Mehr als 1500 besorgte Bürger der Stadt haben an diesem Vormittag schon angerufen.

Auf den Großbildschirmen im Krisenzentrum ist zu sehen, dass der Verkehr auf den Straßen wie an einem normalen Tag fließt - bis am Mittag zum ersten Mal "roter“ Luftalarm ertönt. 35 Raketenangriffe gab es seit vergangenem Mittwoch auf die Stadt und fünf Treffer. Alle anderen Geschosse hat das Abwehrsystem "Iron Dome“ gestoppt.

Obwohl die "Eiserne Kuppel“ keinen hundertprozentigen Schutz bietet, stehen die meisten Israelis weiterhin hinter der Militäraktion. Selbst in Kirjat Malachi, wo am vergangenen Donnerstag drei Israelis umkamen, redete niemand vom Aufhören. Im Gegenteil“, sagt Juli Edelstein, der israelische Informations- und Diasporaminister. Edelstein gibt eine Stimmung wieder, von der auch eine am Montag veröffentlichte Umfrage zeugt: Darin unterstützen 84 Prozent der befragten Israelis die Entscheidung der Regierung, gegen die Hamas durchzugreifen.

Auch am Montag hatte Aschkelon hatte wieder viel Glück. Die "Eiserne Kuppel“ zerstörte dort bis zum Nachmittag elf Raketen in der Luft, drei schlugen ein: eine davon im Hof des Barzilai-Krankenhauses, unweit der Operationsräume. Seit vergangenem Mittwoch wurden dort 120 Patienten behandelt.

* FAZ, 20. November 2012

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung