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Kunst der Nachbarn

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Das alte Gewächshaus im Schloßpark von Eisenstadt, die Orangerie, ergab einen sehr gut geeigneten Ausstellungsbau, in dem nun die Schau „Moderne Kroatische Kunst“ zu sehen ist. Damit revanchiert sich die Moderne Galerie Zagreb für eine burgenländische Ausstellung im vergangenen Jahr. Der zeitliche Radius umschreibt mehr als ein halbes Jahrhundert künstlerischer Entwicklung im südlichen Nachbarland und erweist, wie die großen Strömungen der europäischen Malerei in Kroatien aufgenommen wurden und entscheidend wirkten. Das Land hat keinen Künstler von Weltgeltung hervorgebracht, außer dem

Plastiker Ivan Mestrovic, und der ist in der Schau gültig nur durch eine monumentale, leider nicht sehr günstig placierte Porträtbüste vertreten. Bei den Bildern zeigt sich eine stark epigonale Haltung, die um den Anschluß an alles bemüht ist, was in den vergangenen Dezennien und in der unmittelbaren Gegenwart im Westen formal die moderne Kunst prägte. Die Zentren, von denen die Richtstrahler ausgehen, wechseln: zuerst ist es München und Wien, später Paris. Aus der „Kroatischen Schule“ an der Münchner Akademie stammte der frühvollendete Josif Račic mit seinen tonigen Bildnissen, Edo Kova- čevič pflegt eine feine, spätimpressionistische Stimmungskunst, Vasilje Jordan einen abseitigen magischen Realismus. Sela Vilkon Gliha zollt Paul Klee Tribut, sein Bruder Oton Gliha übersetzt die Schroffheit des Gesteins in pastose, die Oberfläche durchpflügende Pinselführung. Die folkloristisch verwurzelte eigenständige kroatische Kunst ist durch die heiteren bäuerlichen Szenen von Krsto Hegedušič und namentlich durch Ivan Generalič, den Meister von Hlebine, vertreten, doch fast nur am Rande, gemessen an der Zahl der anderen, überwiegend eklektischen Werke.

Die Österreichisch-Tschechoslowakische Gesellschaft zeigt in ihren Wiener Ausstellungsräumen Graphiken von sieben jungen Künstlern aus Bratislava. Auch hier kaum Sensationelles, sondern Spätzündungen. Pavel Maftka exerziert das Formengut Miros’ nach, Alexander Mlynarčik erstrebt Effekte durch Montage und Kombination anatomischer Abbildungen und typographischer Elemente, ähnlich, doch dynamischer geht Miloš Urbäsek vor, der in strengem Strich und vielfacher Überschneidung Lettern und Ziffern über die Bildfläche rotieren läßt.

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