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Peter Fendi neu entdeckt

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Die Mitglieder des Kaiserhauses, insgesamt 34 Personen, darunter ein Schüppel Kinder, wie man in Wien zu sagen pflegte: Das war der größte Auftrag im Malerleben des Peter Fendi. Franz I. steht, kaum hervorgehoben, mitten unter den Seinen, und die Aufmachung der dargestellten Personen unterscheidet sich ebenso auffallend wie wohltuend von späteren Bildern des Hauses Habsburg. Das Werk stößt uns geradezu mit der Nase auf ein bekanntes, oft ignoriertes Faktum: Mit dem Regierungsantritt des jungen Franz Joseph endete der zivilistische Stil der Habsburger. Früher als in anderen regierenden Häusern. Und das von so-vielen Autoren erwähnte, an bürgerlichen Lebensformen orientierte Familienleben in der Wiener Hofburg erkaltete.

Die Wichtigkeit des Auftrags ist ein Releg für die Wertschätzung Peter

Fendis zu seiner Zeit. In unserer Zeit war er ziemlich vergessen, im Schatten vor allem wohl Waldmüllers verschwunden - bis zur neuen, großen Monographie von Walter Koschatz-ky, die, als Veröffentlichung der Albertina, hoffentlich auch eine neue Phase der Beachtung einleiten wird.

Das zeichnerische Naturtalent des kleinen, nach einem in der Kindheit erlittenen Sturz verwachsenen Fendi wurde wohl in der Klasse für „historische Anfängsgründe" vervollkommnet - ein Lehrer, der ihm geholfen haben könnte, seinen außerordentlichen Aquarellist zu erreichen, ist, so Koschatzky, im Wien jener Zeit nicht auszumachen. Wegen seiner Armut ist er, außer einmal nach Venedig, kaum gereist und selbst ein Ausflug in Wiens Umgebung war für ihn ein größeres Unternehmen - trotzdem war er nicht nur ein exzellenter Porträtist, sondern auch ein bedeu-

tender Landschafter, und mit der Zeit erfuhr er auch die Anerkennung, die ihm gebührte, und im lokalen Rahmen durchaus Ruhm. Seine Genreszenen - die verzweifelte Familie am frischen Grab der Mutter, der Soldat, der einer Familie den Tschako des gefallenen Vaters überbringt, verraten Einfühlung, Mitgefühl, Mitleiden.

Koschatzkys Buch verrät nicht nur, wie auch anders, intime Kenntnis des Werks und ist exzellent illustriert, es öffnet der Fendi-Forschung eine neue Dimension und ist auch eine Fundgrube zur Kultur- und Geistesgeschichte des Vormärz in Wien.

PETER FENDI (1796 -1842), Künstler, j iiifM Lehrer und Leitbild ■JBJ Von Walter Koschatzky, mit einem Bei-

trag vonA Ifred Bernhard Waicher *B™ Residenz Verlag, Salzburg 1995

272 Seiten, Ln., ca 250 Abbildungen,

davon 80 in Farbe, öS 1.200,-

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