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„Hie Stauffenberg - Hie Remer!“

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VI. Diesen Oberst, dessen Name ich nicht mehr kenne.. .

Ist unsere Zeit gekommen / So wollen wir ritterlich sterben I Um unserer Bruder willen / Und unsere Ehr' I Nicht lassen zu Schande werden.

(Makkabäer, 9-Kapitel)

Es gibt Meerestiere, die, zeitweilig ihrer Schale ledig, bei Annäherung eines Gegners den Versuch machen, sich in den Seeboden einzuwühlen. An diese Erscheinung erinnert unwillkürlich das Verhalten des Generalobersten Fromm: je näher er, Gegner Hitlers und seiner Kriegführung, die erbarmungslos rächende Hand des Diktators fühlte, desto tiefer wühlte er sich in Unterwürfigkeit, um schließlich noch vor dem Scharfrichter (er wurde wegen Feigheit hingerichtet) ein Heil auf den Mann auszubringen, den er verabscheute.

Indes hatte ihm das Schicksal zunächst noch bestimmt, selbst einem Standgericht vorzustehen, das sich in knapp fünf Minuten über Schuld und Sühne von vier der Tapfersten klarwerden konnte. Gegen alle wurde das Todesurteil ausgesprochen, und zwar in den Worten Fromms: „Gegen den Oberst im Generalstab Merz, den General der Infanterie Olbricht... diesen Oberst, dessen

Name ich nicht mehr kenne___und diesen

Oberleutnant...“ Die Formulierung verrät eine abgründige Bösartigkeit gegen Stauffenberg, der ihm, Kroram, all dies eingebrockt hatte, während der treue Haeften — „dieser Oberleutnant“ — in geschmacklos wegwerfender Weise behandelt wird. Hierauf wurden die vier Verschwörer — Hoeppner hatte einen Aufschub erhalten — in den großen, durch das mächtige Gittertor abgeschlossenen Hof der Bendlerstraße gebracht. Dort stand ein Spähwagen des Heeres, dessen Scheinwerfer nun grelle Kegel auf das Rauh einer Mauer werfen.

Als die Scheinwerfer aufgedreht werden, geht zufällig ein Wehrmachtsfahrer an einem Fenster der gegenüberliegenden Hauswand vorbei, stutzt ob des hellen Scheines, bleibt stehen und sieht wie eine gespenstische Szene das Folgende: Zunächst treten vier Männer, einer noch rührend jung und lebensaufgeschlossen, ein anderer einarmig und scheinbar von neuem verletzt, die Uniform ist voll Blut, durch eine kleine Türe, um alsogleich gegen die Wand und im Scheinwerferkegel aufgestellt zu werden, während sich andere Soldaten an Sandsäcken zu schaffen machen, wie sie zum Schutz der Kellerfenster gegen Bombensplitter verwendet werden. Dann ein allgemeines Zurücktreten, nur die seltsame Gruppe bleibt vorne. Harte Kommandos ertönen, aber mitten hinein ruft einer der vier, der Verletzte, der Einarmige, mit einer Stimme, der selbst die Düsternis dieser •Hinrichtungsszenerie nicht das Strahlende nehmen kann: „Es lebe unser heiliges Deutschland.“

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