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Ein Ärgernis?

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Man kann mit DDr. Nennings Versuch, Sozialismus und Christentum näherzubringen, einverstanden sein oder ihn ablehnen. Die Praxis hat über alle Theoreme und Spitzfindigkeiten hinweg die beiden Geisteshaltungen schon längst vereinigt. Genaugenommen bestand zwischen Christentum und Sozialismus von Anfang an lebendigste Blutsbrüderschaft. Bemühten sich doch wahre Christen allezeit, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, und hatten die Arbeitssklaven des aufstrebenden Industrialismus alle Hände voll zu tun, sich gegen die Lieblosigkeit des menschenwürgenden Kapitalismus zu wehren. Die sozialistischen Arbeiter hätten weiß Gott was darum gegeben, wenn sie Christen zu Herren und Unternehmern gehabt hätten. Denn die Bedrückten und Betrogenen kamen aus den Dörfern und vom flachen Lande in die Industriestädte, in ihrem dürftigen Gepäck als gewichtigste Seelenstütze den Glauben ihrer Väter. Es ist wiie ein Wunder, daß sich noch so viel des Glaubens und der Frömmigkeit unter den Sozialisten erhalten hat. Wie wäre es aber, wenn sich Dr. med. Richard Strohal, Innsbruck, einmal bemühte, dahinterzukommen, daß Marxismus keine Vogelscheuche zu Händen von Ignoranten, sondern eine wissenschaftliche Methode zur Erforschung des sozialen Lebens ist? Daß nur einige Wissenschaftler sich Marxisten wie andere Kantianer, Darwinisten nennen dürfen, nie aber der große Haufen einer Partei, der zumeist von den Lehren Marx’ ebensowenig weiß, wie voreilige Kritiker? Die persönliche Verunglimpfung DDr. Nennings wird niemand verstehen. Ich stand mit Doktor Funder in persönlichem Kontakt, zwei politische Antipoden entschiedenster Art. Ich zog vor der ver- ehrenswürdigen Persönlichkeit, die einen schwierigen Weg zu Demokratie und Zusammenarbeit gegangen war, den Hut.

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