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Vernunft ist das Maß

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Der letzte Träger des Manes Sperber-Staatspreises, der 1938 nach den USA emigrierte Wiener Soziologe Peter L. Berger, publizierte ein neues hochinteressantes Buch „Sehnsucht nach Sinn” (Campus-Verlag). Der Titel läßt sogleich an Viktor Frankl denken, obwohl Peter L. Berger, wie man aus seinen früheren Werken weiß, keineswegs Psychologe und schon gar nicht Arzt ist.

Sein vorletztes Werk „Die kapitalistische Revolution” (Atelier-Verlag) ließ deutlich erkennen, daß der in Boston lebende Peter L. Berger sich vorwiegend mit Politik, Wirtschaft und eben mit Analysen der heutigen Gesellschaft beschäftigt, wobei er sich von einer „linken” Herkunft zu konservativ-liberaler Position hinbewegt hat. Die bei allen Mängeln bewundernswerten Leistungen der industriellen und technischen Entwicklung, die Vorzüge der heutigen Demokratie finden in ihm einen scharfsinnigen und überzeugenden Verteidiger, der kräftig gegen den Hauptstrom der Untergangspropheten, der Verherrlicher weltfremder Utopien ankämpft.

Die Medien, die Modetrends und leider auch die Öffentlichkeit, was ja nicht verwundert, strafen Peter L. Berger weitgehend mit Nichtbeachtung. Berger, der sich in seinem neuen Buch als evangelischer Christ bekennt, begeht auch sonst alle Fehltritte, die ihm das Mißbehagen der eleganten Mitläufer des jeweils jüngsten Trends eintragen werden. So etwa argumentiert er äußerst kritisch, jedoch ebenso rational kompetent, gegen die Tendenz, in einem uferlosen Pluralismus alle Standpunkte bis zum totalen Wertverlust zu relativieren. Er begrüßt durchaus die uns umgebende aufregende Pluralität, die uns „allesamt dazu verdammt, Existentialisten zu sein”, wenn wir dies als Aufruf zu bewußten Entscheidungen und vernünftiger Lebensgestaltung nützen.

Der ebenso begeisterten wie passiven Selbstauflösung in neuen Kollektiven (Enthusiasmus für asiatische Mystizismen, Anfälligkeit für Sekten, ebenso Fanatismus religiöser und nationalistischer Art) stellt er seine eigenen Analysen, zudem Positionen der Evangelien und der Paulusbriefe wie auch den Satz von Al-Ghazali gegenüber: „Die Vernunft ist das Maß Gottes auf Erden.” Besonders die ersten beiden Teile von Peter t , RerffPr Rnrh qplfm 7ll nrpnanor t plrtiiro omt-ifnlilnv.

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