Der Abgewählte und seine Lust zur Macht

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Was soll einer tun, der einmal eine Hoffnungsfigur der Politik war und jetzt nicht mehr ist? Was soll einer tun, der vor drei Jahren seinen Hut nehmen musste, weil er statt die strukturellen Probleme seines Landes zu lösen, ein populistisches Schaulaufen nach dem anderen veranstaltete, gegen Roma, Randalierer und Tschadorträgerinnen. Gewiss hat Nicolas Sarkozy die Wahlen gegen François Hollande verloren, weil er die Folgen der Wirtschaftskrise ihm als Präsident Frankreichs angelastet wurden. Und wohl auch, weil Hollande die Wähler getäuscht hat mit all seinen Versprechungen. Aber deshalb jetzt zurückzukehren, wie der Polarisierer der konservativen UMP-Partei das gerne tun würde, hat doch etwas Erstaunliches an sich.

Dieses Erstaunliche passt zwar zu Nicolas Sarkozy und dem von ihm gepflegten Selbstbild des Außenseiters der französischen Politelite. Sie passt zum ehrgeizigen, immer auf seine Außenwirkung bedachten Staatschef. Doch dieses Comeback hat einige äußerst nachhaltige Pferdefüße. Zum einen gibt es den unbefleckten Sarkozy nicht mehr, der durch hemdsärmelige Aura und seine selbstunterstellte Unabhängigkeit von der politischen Kaste Frankreichs bestach. Gerade in den zwei Jahren seiner politischen Absenz ist Sarkozy nämlich viel mehr Mitglied und Teil dieser scheinbar sklerotischen Nomenklatura geworden, als das zu seinen politischen Lebzeiten der Fall gewesen ist. Der unbestechliche Freund der liberalen entbürokratisierten Chancengleichheit ist nun selbst in den Geruch der Bestechung geraten. Jemand, der sich offenbar Wissen und Goodwill der Staatsanwaltschaft in einem Skandal um Parteienfinanzierung erkaufen oder erpressen wollte, dem wäre doch eigentlich zu raten, er solle die diversen Ermittlungsverfahren abwarten, die ihn noch betreffen werden, ehe er sich der politischen Landschaft als Retter präsentiert. Doch nicht so Sarkozy. Er will seine Partei retten, die just durch Sarkozys skandalöse Wahlkampffinanzierung vollkommen außer Tritt geraten ist. Er könne nicht länger zusehen, sagt Sarkozy auf die Frage nach dem Warum seines Comebacks, wie sein Land in der Krise versinke, während seine Partei uneins sei wie nie. Aber die Wähler werden Sarkozy auch an seinen Worten messen. Sarkozy 2012: "Wenn ich verliere, werde ich die Politik verlassen." Zu nahe liegt nun der Verdacht, der Meinungswandel des abgewählten Präsidenten könnte damit zu tun haben, dass die Immunität des Amtes für die Deckung vor den Ermittlungen die beste Umgebung bietet.

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