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Der Verband österreichischer Kameraleute AAC wurde 30 Jahre alt - und mischt auch (film)politisch mit.

Sie sind die Menschen, die tagtäglich die Bilder von der großen, weiten Welt direkt ins Wohnzimmer liefern; die Geschichten über Bilder erzählen, im Kino und im Fernsehen; Kameramänner und-frauen sind die eigentlichen Stars des Films, unbekannte Filmstars sozusagen, zu denen die Bezeichnung "Bildermacher" passen würde.

Österreichs Kameraleute

In Österreich feierte der Verband österreichischer Kameraleute (Austrian Association of Cinematographers, AAC) kürzlich seinen 30. Geburtstag, zu dessen Anlass AAC-Präsident Kurt Brazda nicht nur den eigens kreierten Kamerapreis "Goldener Kader" an die Kameramänner Christian Berger ("Caché") und Wolfgang Thaler ("Workingman's Death") verleihen durfte, sondern im Furche-Gespräch auch Gedanken zur Lage der heimischen Film-und Fernsehwirtschaft formulierte. Freilich auch aus der Sicht seines Berufsstandes - Brazda selbst arbeitet seit 1969 hinter der Kamera. "Der Beruf des Kameramanns hat sich in den letzten Jahren verändert", weiß Brazda. Die Verfügbarkeit kleiner, günstiger Digital-Kameras hat den Zugang zum Medium Film erleichtert. Was aber nicht automatisch auch eine Qualitätssteigerung der gefilmten Bilder mit sich bringt. "Der Kameramann ist heute mehr denn je gestalterisch tätig. Seine Aufgabe ist es, die Bilderflut zu bewältigen und für jedes Projekt eine sinnvolle Visualisierung zu finden".

Die AAC war seit jeher nicht nur als Interessensvertretung für Kameraleute, sondern auch filmpolitisch höchst aktiv: "Wir haben in den 70er Jahren das Filmförderungsgesetz konzipiert, haben eine kollektivvertragliche Absicherung für Kameraleute erreicht und legten den Grundstein für die Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden, die sich um die Tantiemen aus filmischen Werken kümmert", sagt Brazda nicht ohne Stolz.

Weniger erfreulich sieht man bei der AAC die aktuelle Entwicklung innerhalb der heimischen Filmbranche: Denn seit sich der Verband der Filmproduzenten im Streit in zwei Verbände aufgesplittet hat (Furche 18/2006), liegt Unmut in der Luft. Grund für die Spaltung war einmal mehr die Debatte über Kunst und Kommerz: Während der eine Flügel die Ansicht vertritt, Fördergelder an einen gewissen Publikumserfolg der Filme zu koppeln (darunter Helmut Grassers Allegro-Film), will die andere Hälfte der Produzenten die Filmkunst nicht durch Quotenregelungen in der Entfaltung beeinträchtigt sehen (darunter die junge Produktionsfirma Amour Fou). "Ich halte diese Spaltung für Schwachsinn", meint Kurt Brazda. "Nicht nur, weil sich die Branche dividiert, sondern weil Filme nicht als Kunst-oder Kommerz-Produkte geplant werden können. Wir wollen, dass viele talentierte Leute ihre Filme drehen können, eine Quotenregelung macht wenig Sinn".

Weil aber im Fernsehen heute ausschließlich die Quote regiert, sei "bei allen Programmen in der EU eine Verflachung des Programmniveaus feststellbar", so Brazda. "Dabei ist das Messen dieser angeblichen Quote eine reine Farce und hat mit wissenschaftlich exakter Messung nichts zu tun. Die Quote dient lediglich als Disziplinierungsmaßnahme für die Filmemacher und führt letztlich zur gegenseitigen Unterbietung der Sender in der Qualität der Sendungen".

Mit ORF unzufrieden

Brazda geht auch mit dem ORF, immerhin einer der Haupt-Brötchengeber der heimischen Filmwirtschaft, hart ins Gericht: "Der ORF hat einen gesetzlichen Auftrag, den er nicht erfüllt". Der Staatsfunk schramme haarscharf am Privat-TV-Niveau vorbei. "Der Gesetzgeber müsste sich eindeutiger zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekennen. Nicht, weil der ORF für die Filmwirtschaft eine Beschäftigungstherapie sein soll, sondern weil öffentlich-rechtliches Fernsehen eine demokratiepolitische Notwendigkeit ist."

Für Brazda und seine AAC ist neben der Stärkung des Rundfunks auch das Image des österreichischen Films im Inland ein großes Anliegen. Denn während der heimische Film auf internationalen Festivals von Erfolg zu Erfolg sprintet, bleibt die Begeisterung der Österreicher für dieses Kulturgut eher bescheiden. "Der österreichische Film muss ein nationales Anliegen werden", meint Brazda. "Genau wie die Musik oder der Sport. Die großen Erfolge der Filmschaffenden werden nicht breitenwirksam genug transportiert. Die Boulevard-Presse könnte sich sehr wohl dem Thema Film annehmen - sie tut es schließlich ja auch bei der Oper oder dem Theater."

Infos: www.aacamera.org

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