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Ulrich Seidl, heimischer (Dokumentar-)Filmkünstler, hat in seinem neuen Film "Jesus, Du weißt" sechs Menschen, die sich auf Jesus verlassen, porträtiert. Obwohl vom ORF mitproduziert war der Film Samstag Mitternacht bei arte on air. Selbst wenn es die arte-Macher nicht geahnt hatten, gab es hierzulande zu diesem Film einen topaktuellen Bezug, denn Wien wird zur Zeit ja von "Stadtmissionaren" bevölkert, die die "Türen für Christus" öffnen wollen.

Seidl fand Menschen vor, deren Türen für Jesus schon offen sind, besser: die dem Gekreuzigten ihr Herz und ihren Alltag ausschütten: Frau Ahmat, deren muslimischer Ehemann schwer krank ist und sich nicht um ihren Glauben kümmert, Herrn Eder, dessen christliche Partnerschaft scheitert oder die Chemielehrerin i.R. Bartel, die von ihrem Mann betrogen wird; schließlich den Jüngling und Intensiv-Kirchgänger Thomas, der Jesus um Rettung vor seinen erotischen Fantasien bittet, dann noch Angelika, deren Freund Thomas ins Kloster gegangen ist, und ebendiesen Thomas selbst.

Die sechs erzählen 87 Minuten lang Jesus ihre Probleme - fürwahr keine leichte Kost. Seidl arbeitet mit langsamen Bildern und äußerst karger Filmausstattung, die mit wenigen eindrücklichen Symbolen und mit den auf eine Jesusdarstellung in Kirchen gerichteten Gesichtern arbeitet.

Ob das Gezeigte authentisch ist? Es gibt zweifelsohne Menschen, die - schlicht und fromm - Jesus ihr Herz ausschütten. In Seidls Film müssen die Porträtierten dem lieben Jesus ihre Geschichte aber von Anfang an erzählen - sonst kämen die Zuschauer ja nicht mit. Dadurch erhält das Erzählte, verstärkt durch die statische Filmsprache, große Künstlichkeit. Vielleicht werden die Dargestellten auf diese Weise auch vor Lächerlichkeit bewahrt: Seidl geht mit den intimen Materien behutsam um. Es gelingt ihm aber nicht, Religiosität jenseits von Skurrilität und Verschrobenheit zu zeigen. ofri

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