Mit guten Verbindungen ins Wiener Rathaus

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Dass sich hinter dem Titel "Geschäftsführer für den Fachbereich Medien in der Rundfunk-und Telekom-Regulierung GmbH (RTR) eine der wichtigsten Medienaufsichtspositionen im Lande verbirgt, ist wenig bekannt. Die RTR verwaltet u. a. Fördergelder für den Rundfunkbereich, bei ihr ist auch die unabhängige Medienbehörde KommAustria angesiedelt, welche den ORF und die Privatsender in medienrechtlicher Hinsicht kontrolliert und die Presseförderung vergibt. Schließlich müssen öffentliche und staatsnahe Unternehmen ihre Medienkooperationen der KommAustria melden. Anfang Juli sollte Gründungsgeschäftsführer Alfred Grinschgl in Pension gehen, er verlängerte bis 16. August -und quasi im letzten Augenblick verkündete Medienminister Thomas Drozda, dass ab 16. August Oliver Stribl, 43, der neue Mediengeschäftsführer der RTR ist. Drozda entschied sich aus dem Zweiervorschlag einer Findungskommission des Bundeskanzleramtes für den bisherigen Geschäftsführer des Manstein-Verlags - und nicht für den Österreich-Geschäftsführer der Wochenzeitung Die Zeit, Sebastian Loudon, der mehrere Jahre in der RTR für die Einführung des digitalen Fernsehens zuständig gewesen war. Aufmerksamkeit erregt die Wahl Drozdas vor allem wegen der langjährigen Tätigkeit Stribls beim Presse-und Informationsdienst der Stadt Wien (PID), dem er von 2004 bis 2015 angehörte, die letzten fünf Jahre davon als Chefredakteur. Über den PID läuft das Gros der Werbebuchungen der Stadt Wien, nach Angaben des Standard beliefen sich diese in den letzten beiden Jahren zwischen 23 und 28 Millionen Euro pro Jahr -und die müssen nach dem Medientransparenzgesetz quartalsmäßig an die KommAustria gemeldet werden. Dass mit Stribl nun ein ehemaliger "Verteiler" öffentlicher Werbegelder an die Medienbranche (der Löwenanteil floss dabei an Heute, Österreich und die Krone) die Seiten zum "Kontrollor" wechselt, löste auch Diskussionen aus. Und der Mutmaßung, Drozda habe vor der Wahl noch schnell den Kandidaten mit guten Verbindungen zum "roten" Wiener Rathaus an die Spitze der Medienbehörde gehievt, wies der Sprecher des Ministers zurück: "Stribl ist ein kompetenter Experte mit einschlägiger Erfahrung, der die Ausschreibungskriterien erfüllt hat." Stribl sitzt nun an der Spitze eines Füllhorns der öffentlichen Hand: Um die 32 Millionen Euro schüttet die RTR an Förderungen im Rundfunk-Bereich aus.

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