Programmierter Mißerfolg?

Werbung
Werbung
Werbung

Es handelt sich um Erlebniswelten. Kinocenter mit mehr als 10 Leinwänden, über 2000 Sitzplätzen und einer Menge Gastronomie und Entertainment-Betrieben, fernab der Stadtzentren, draußen an der Peripherie. Das sind die sogenannten Multiplexe, die, und das scheint ihr größter Vorteil zu sein, vor allem eines bieten: ausreichend Parkplätze.

Allein Ende des vergangenen Jahres haben in Wien fünf Multiplex-Center ihre Pforten geöffnet. "Ich befürchte einen Crash in der Multiplex-Szene", meint Gerhard Schedl, der Chef des Österreichischen Filminstituts (ÖFI). "Das Überangebot an Kinosälen und Sitzplätzen ist nicht zu füllen". Noch vor einem Jahr verkauften die 40 Wiener Kinos 4,5 Millionen Kinokarten, die Auslastung betrug dabei magere 24 Prozent. Bis Ende 2001 entstehen drei weitere Großkinos, das Sitzplatzangebot wird dann von derzeit 16.000 auf über 50.000 ansteigen. Ein beschleunigtes Kinosterben zeichnet sich ab.

"Wenn der Wald zu sehr abgeholzt wird, kann man ihn nicht mehr aufforsten", ist Schedl überzeugt. Harald Grabner, Marketing-Leiter der Constantin-Gruppe, die den Cineplexx Palace in der Donaucity betreibt, sieht die Lage freilich anders. "Die Besucherzahlen sind steigend. Ein Kino braucht allerdings etwa ein Jahr, um die geplanten Besucher zu haben. Der Kinomarkt ist nicht tot, er boomt sogar weltweit. Von schlechter Auslastung kann nicht die Rede sein, zumindest nicht in unserem Cineplexx", weiß Grabner.

Die Konkurrenz wird jedenfalls härter. So mußten sich neun Innenstadtkinos (unter ihnen auch das Gartenbau) im Kampf gegen die Großen zu den "City Cinemas" zusammenschließen. Die finanzielle Zukunft dieser Traditionshäuser scheint zumindest für die nächsten Jahre gesichert. Ein Gruppe von Filmprofis und Investoren hatte die Kinos im September letzten Jahres aufgekauft und setzt auf Qualitätsfilme und Service. Dabei sollen die alten Spielstätten generalsaniert und konkurrenzfähig ausgestattet werden.

Der Kampf unter den Multiplexen selbst ist jedoch voll entbrannt. "Wir versuchen, uns mit Service und Qualität von der Konkurrenz abzuheben", meint Grabner. "Wir suchen auch neue Zielgruppen. Es gibt viel ruhendes Potential, das man erst ins Kino bringen muß. Ein Riesenmarkt sind etwa die Familien, die gleich ihren ganzen Abend bei uns verbringen." Die Verweildauer im Cineplexx liege derzeit bei vier bis fünf Stunden.

Daß sich der Konkurrenzkampf positiv auf die Geldbörse der Kinogeher auswirken wird, daran glauben weder Schedl noch Grabner. "Die Verleiher sind zu 50 Prozent an den Tickets beteiligt. Billiger als 70 Schilling wird es kein Ticket geben", meint Grabner. "Bei einem Preissturz kämen die Kinobetreiber nur noch mehr unter Druck. Denn die Verleiher gehen von ihrem Anteil sicher nicht ab", so Schedl. Derweil liegen noch keine genauen Zahlen über Erfolg oder Mißerfolg der neuen Kinocenter vor. Fest steht nur, daß die Wiener künftig viermal so oft ins Kino gehen müssen wie bisher, damit sich die neuen Unterhaltungs-Tempel auch nur annähernd rechnen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung