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Amerikas Dreigroschenoper

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George Gershwin (1898—19371, der Symphoniker des Jazz, dem der Brückenschlag vom Broadway zur Carnegie-Hall gelang, hat früh mit dem Film Verbindung. Seine „Rhapsodie in Blue“ (1929) ist zur Gänze in einen der ersten Tonfilme gleichen Namens eingegangen, aber auch vier Filme, einer 1931 und drei 1937, sind von ihm durchmusiziert worden — während der Arbeit an letzteren ist Gershwin auch in Hollywood gestorben.

Es ist also sinnvoll, wenn Otto Preminger Gershwins bedeutendstes Werk, Amerikas erste Völksoper „P o r g v and B e s s“, die wir in. einigen denkwürdigen Aufführungen in der Wiener Volksoper mit einem dunkelhäutigen amerikanischen Ensemble gesehen haben, mit großer Geste und großer Besetzung verfilmt hat. Zur musikgeschichtlichen Bedeutung des Werkes hat das Libretto, .von Gershwins Bruder Ira und dem Kritiker und Schriftsteller Du Bose Heyward, fast so viel beigetragen wie des Komponisten melodienverströmende, den Negern in Süd-Carolina an Ort und Stelle abgelauschte Musik: es steht zwischen der „Drigroschenoper“ und dem „Mädchen aus dem goldenen Westen“ und erzählt von einem losen Mädchen, dessen Herz zwischen der reinen Liebe zu einem Krüppel und der Leidenschaft zu einem Kraftprotzen schwankt. Ein Windhund macht das Rennen und entführt Bess in die, ferne Stadt - Porgy aber, der Krüppel, wird sie immer lieben und suchen.

Otto Preminger, Theaterblut und Filmmann, hatte diesmal die „Auflage“, werktreu bis ins Detail der Bühnenfassung von „The Theatre Gicild“ zu folgen. Er blieb dem Auftrag treu, vielleicht, rein filmisch gesehen, zu treu. In der großartigen Picknickszene freilich ließ er die Bühnenzügel schleifen, und schon schlägt die Löwenpranke zu: der Rahmen ist weit aufgesprengt, die Szene lebt und sprüht und MuH in allen Far'ien und Tönen. Die Besetzung mit Sidney Poitier, Dorothy Dandridge, Sammy Davis jr. und Pearl Bailey, aber auch die der Nebenrollen, ist ideal, die geborgten Met-Stimmen klingen zauberhaft, das musikalische Arrangement ist makellos.

„Porgy and Bess“, Amerikas Drei-groschenoper, ist mehr als Dollar wert und trägt auch als Film den Ruhm ihre früh vollendeten Komponisten über der Erde. (Österreichisches Prädikat: wertvoll.)

DIE FURCHE 5/1962

THEATER MUSIK BILDENDE KUNST FILM

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