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Neue Butterfly

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Uber Puccinisdamals 30jährige Oper schrieb 1935 der Münchner Musikkritiker Alexander Berrsche: „In der .Butterfly“, wo keine zeitliche Ferne, keine romantische Sentimentalität, keine grausige Unwahrscheinlichkeit, kein Drum und Dran von Bühnenzauber und großer Oper uns in kühlem Abstand halten, in .Butterfly“ wird der Gegensatz zwischen dem Schicksal eines wehrlos gültigen und demütigen Geschöpfs und der eingänglichen Unterhaltungskraft einer süßen, mondänen und geistreichen Musik zur körperlichen Qual. Nichts hilft einem darüber hinweg, daß die Ärmste nicht nur von Linkerton, sondern auch vom Komponisten verraten und verlassen ist, der uns Ohrenschmäuse bereitet, indes sie langsam seelisch zu Tode gefoltert wird.“ — Jedenfalls sieht man an diesem Beispiel, an was alles man sich gewöhnt, denn dieser Aspekt kommt einem heutigen Besucher der berühmten und beliebten Puccini- Oper kaum noch in den Sinn. Nur sehr starke darstellerische Persönlichkeiten könnten diesen Zwiespalt lebendig machen — oder überwinden …

Die Neueinstudierung in der Volksoper unter der konventionellen Spielleitung Andrė Diehls (nach einer ebenso unprofliierten Inszenierung Walter Kolm-Veltėes) rührt keine Probleme an und auf. Ebensowenig die hübsche realistische Ausstattung durch Reny Löhner. — Marilyn Zschau, die Amerikanerin mit dem chinesischen Namen, sang die Cho-Cho-san: einfach, zurückhaltend, mit vollendetem Wohlklang und ohne verniedlichendes Spiel. Der junge Rumäne Jon Buzea — großartig in „Tiefland“ — ist für den Leutnant Linkerton ungeeignet: ein Naturbursch (mit Naturstimme) in Uniform, der seinem Konsul (Ladislav Konya) einen Whisky serviert, als sei dies eine Gunst, über die der so Beschenkte in Freudengeheul ausbrechen müsse (wo bleibt die Regie?). Für die Rolle der Zuzuki hatte die Rumänin Milka Nistor eine gutgeschulte, warme Altstimme und intelligentes Spiel einzusetzen. Tadellos auch Peter Drahosch als Goro. Argeo Quadri hatte seine Interpretation, wie nicht anders zu erwarten, mehr auf dramatische Wirkung als auf lyrische Finessen angelegt. (Wie vor etwa einem Jahrzehnt unter Dimitri Mitropoulos diese Partitur geklungen hat, ist uns unvergeßlich…) Das Publikum liebt diese Oper und zeigte, daß es Marilyn Zschau zu seiner Favoritin gemacht hat.

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