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Neue Elektra

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Für die plötzlich erkrankte Anja Silja, die in Wien zum erstenmal die Titelpartie in Straussens „Elektra“ singen sollte, sprang Gerda Lammers aus Kassel ein. Sie ist der extrem schwierigen und anstrengenden Partie stimmlich durchaus gewachsen und hat auch die notwendige Durchschlagskraft. Das Emotionelle, zuweilen Überhitzte der Hof- mannsthalschen Sprache („Elektra mit der Feuerzunge“) und der Musik kam kaum einmal zum Durchbruch, zumal Frau Lammers, die sich ehrlich bemühte, dem Konzept des Regisseurs Wieland Wagner zu entsprechen, ein eher matriarchalischer, zuweilen matronenhaft wirkender Typus ist. — In Erscheinung und Spiel günstiger war Enriqueta Torresvon der Hamburger Oper als Chrysothemis. Ihr Timbre, zwar ohne Schärfe, wirkte etwas zu hell. — Gerd Nienstedt sang den Orest sehr verhalten, deklamierte und phrasierte mit vorbildlicher Genauigkeit und gestaltete die wichtige Figur des Rächers mit einer inneren Spannung, die sich auch dem Zuschauer mitteilte. Er vermied es — ob aus Stilgefühl oder aus Vorsicht, blieb ungeklärt — „loszulegen“, wofür man ihm nur dankbar sein konnte. Regina Resniks Klytämne- stra ist eine der Paraderollen der ausgezeichneten Charakterdarstellerin, und James King — zwar im Typus kein Ägisth — entsprach stimmlich der Partie mit ungewohntem Belcanto. Berislav Klobucar, dessen „Elektra“-Interpretation an dieser Stelle anläßlich der letzten Grazer Premiere des Werkes ausführlich gewürdigt und mit hohem Lob bedacht wurde, zeigte auch in Wien, daß er die gewaltige Partitur vollkommen beherrscht, daß er

Bühne und Orchester mit sicherer

Hand zusammenzuhalten und auch die orchestralen Details sorgsam zu betreuen versteht. Im Ganzen: eine ausgezeichnete Leistung, die vom Publikum entsprechend honoriert wurde.

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