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Phrase oder echt?

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So wie in Frankreich die „Neue Welle“ ist in Deutschland vor ungefähr einem Jahr der „Neue Deutsche Film“ — NDF — geboren worden. Jungfllmer Ulrich Schamond gab mit seinem Erstlingsopus „Es“ den Auftakt zu einer wahren Flut derartiger Streifen, heute lautet die Devise: „Keine Woche ohne jungen deutschen Film!“

Haro Senft, der älteste unter Deutschlands neuen Filmern, ist bereits seit 18 Jahren im Pilmgeschäft tätig, sein Film „Der sanfte Lauf“ schildert (ähnlich wie „Schonzeit für Füchse“) den müden Versuch eines jungen Menschen, sich gegen seine Umwelt aufzulehnen, der aber — hier wie dort — mit Resignation endet. Senft hatte wohl die Absicht, die „Phraseologie“, die Leere, die hinter den Beziehungen der Menschen von heute steht, zu entlarven, doch was er vorbringt, ist ebenso abgedroschen wie die Phrasen, gegen die er zu Felde zieht. Es gibt nämlich auch schon so etwas wie eine Phraseologie des Neuen Deutschen Films, die sich von Mal zu Mal wiederholt. Neu am deutschen Film sind eigentlich nur die schauspielerischen Talente, die dabei immer wieder ans Tageslicht kommen, wie hier Bruno Ganz und Verena Buss. So sind noch am stärksten die Sequenzen gelungen, in denen Senft die Kluft des Nichtverstehens zwischen der Jugend des Ostern und des Westens aufzeigt. Hier haben offensichtlich eigene Erfahrungen — Senft ist in Budweis geboren — der Echtheit des Konfliktes geholfen.

Auch in dem bereits 1954 gedrehten amerikanischer Streifen „Arizona“ geht es um die Auflehnung der jungen Generation gegen die alte. Der Film ist, wie der englische Originaltitel „The foroken lance“ besser verdeutlicht, ein Nachfahre des auf gleicher Linie segelnden Streifens „Der gebrochene Pfeil“ aus dem Jahre 1950. Beiden Streifen gemeinsam ist eine beginnende Toleranz in Rassenfragen, eine Art Wiedergutmachung gegenüber den in hunderten Western dahmgemetzel-ten Indianern. Handlungsbeherrschend ist jedoch ein ausgeprägter Vater-Sohn-Konflikt. Es gibt hier noch echte, glaubhafte Probleme, innere Spannungen und Gegenspannungen mit überzeugenden Lösungen, alles Eigenschaften, die man heute kaum bei jedem zehnten Wildwestfilm — wenn überhaupt bei einem Film! — findet. In erster Linie aber hebt die darstellerische Souveränität Spencer Tracys den Streifen weit über den Durchschnitt.

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