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Agenten und Liebe

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Der englische Farbfilm „L — der Lautlose“ schildert einen Geheimagenten, der aber kein Blut und noch weniger Leichen sehen kann, weshalb er für seine mörderischen Aufträge einen perfekten Killer engagiert, der an seiner Stelle tötet. Später allerdings erledigt ei seine Gegner höchst persönlich. Obgleich dies ganze Geschichte als Parodie auf die derzeit hoch in Mode stehende Agentenwelle gemeint ist, kommt es dennoch nicht zu einer wirklichen Demaskierung dieser ungesunden Gattung, sondern lediglich zu einer Mischung von realistischen und grotesken Handlungselementen. Der Zynismus, der für diese Filmgattung typisch ist, bleibt erhalten.

Die Geschichte eines englischen Vorstadtcasanovas erzählt der Streifen „Alfie, der Verführer“ zunächst sehr ausführlich und kaltschnäüzig, mit viel Behagen über die frappierenden Erfolge bei den diversen Damen, dann allerdings wird die ganze Schäbigkeit dieser egoistischen Lebensmaximen entlarvt. In einer Zeit, die Werte verachtet und der skrupellose Amoral imponiert, wird die ausgiebige Demonstration dieser fragwürdigen Liebesabenteuer mehr Gewicht beigemessen werden als dem seelischen Bankrott, zu dem diese Haltung unweigerlich führt. Hierin liegt eine gewisse Gefahr dieses Films, denn das Kritikvermögen ist heutzutage getrübt, wenn es um rasche amouröse Erfolge geht, die viel mehr zu zählen pflegen, als ihnen zusteht.

Der Eröffnungsfilm der letzten Berlinale, „Die Russen kommen — die Russen kommen!“, ist nun auch bei uns zu sehen. Ein turbulenter amerikanischer Streifen, der — wenn auch ein wenig simpel — die ganze hysterische Kriegspropaganda parodiert und für eine menschliche, friedliche Koexistenz wirbt. Es geht recht vergnüglich zu rund um dieses russische U-Boot, das sich der amerikanischen Küste zu dicht genähert hatte und auf Grund lief.

Der große französische Regisseur Jean Delannoy ist ebenfalls müde geworden, wie so manche Größen von einst. Der französisch-italienische Farbfilm „Nur eine Nacht, Chėrie!“ nach Christine Rivoyres Roman „Les sultans“ wurde keineswegs eine echte sozialkritische und psychologisch fundierte Kritik an dem Verhalten egoistischer Erfolgsmänner Frauen gegenüber, sondern lediglich ein melodramatisches, für eine Komödie viel zu schwerfälliges Spiel. Gina Lollobrigida, Louis Jour- dan, Daniel Gelin bilden die prominente Besetzung, ohne die ganze Geschichte einigermaßen lebensnah gestalten zu können. Die leichtfertige Darstellung und Abwertung menschlicher Bindungen machen diesen Film mehr als fragwürdig.

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