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Der junge deutsche Film

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Ein neues kräftiges Lebenszeichen gab der junge deutsche Film von sich. Nach Robert Musils 1906 erschienenem Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törless“, den der damals sechsundzwanzigjährige in Klagenfurt geborene Dichter geschrieben hatte und der eine subtile Pubertätsstudie in einer k. u. k. Militärerziehungsanstalt darstellte, drehte der junge deutsche Regisseur Volker Schlöndorff den Streifen „Der junge Törless“ und versuchte damit eine Deutung der deutschen Wesensart, namentlich jener Entartung, die zur grausamen Schändung der Juden im Nazireich führte. Drei Internatszöglinge bestrafen einen vierten, den sie des Diebstahls überführt haben, mit der ganzen abgründigen Grausamkeit junger, sensibler Menschen. Wenn auch manche Züge mitunter beängstigende Vergleiche mit jener infernalischen Zeit deutlich machen wollen, stimmen doch die eigentlichen Hintergründe nicht ganz. Volker Schlöndorff sind zwar bei seinem Regiedebüt noch einige Fehler unterlaufen, besonders in der Schauspielerführung, wobei allerdings hinzukommt, daß er hauptsächlich Laien in den Hauptrollen beschäftigt; immerhin zeigt sich, daß im deutschen Film junge Kräfte nach vorn drängen.

Ein in westdeutschen Illustrierten veröffentlichter Roman des Ostdeutschen Dieter Noll bildet die Handlungsunterlage für den gleichnamigen Film „Die Abenteuer des Werner Holt“. Der Film wurde von der staatlichen ostzonalen DEFA produziert, was der Film auch nicht verbergen kann. Da werden Halbwüchsige als Flakhelfer in den Krieg geschickt, und es dauert beträchtlich lange, bis der ganze Hurra-Patrio- tismus abfällt und all die verlogenen Phrasen durchschaut werden. Zwischendurch werden einige Abenteuer bestanden, und dann folgt als „erlösender“ Schluß die späte Abrechnung mit den unbelehrbaren und fanatischen Nazis und der Marsch in die russische Gefangenschaft. Auch die modernistische Kamera- und Schnittechnik vermag nicht die eindeutig ostdeutsche Tendenz des Films zu kaschieren. Deshalb verwundert einigermaßen das westdeutsche Prädikat „besonders wertvoll“, das diesem Streifen verliehen wurde.

Roger Vadim — Entdecker und vorübergehender Gatte von Brigitte Bardot —, wohl mehr aus Playboy- Klatschspalten bekannt denn als Filmregisseur, tat dem großen französischen Romancier Emile Zola Gewalt an, modernisierte und verfilmte dessen umfangreiches Werk „Die Beute". Vadim geht es nicht um eine ehrliche Anklage der verrotteten Gesellschaft zu Zolas Zeiten, sondern um die moderne Sitten- losigkeit ausgiebig aufzuzeigen, in Farben und recht detailreich, und seme derzeitige Gattin, die amerikanische Filmschauspielerin Jane Fonda, in allen möglichen Posen bestaunen zu lassen. Trotzdem: eine Langweilige Angelegenheit.

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