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Die Sache Makropulos

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Sie ist zwar dreihundert Jahre alt, aber doch jung und höchst attraktiv geblieben, die Sängerin Emilia Marty, die sehr aktiv in den Streit um ihre eigene Erbschaft eingreift. Ihr Vater, Hofarzt Kaiser Rudolfs II. hatte seinerzeit ein für den Herrscher bestimmtes Lebenselixier an ihr, der Tochter Elina Makropulos, ausprobiert. Durch den Erbschaftsstreit sucht sie nun, 300 Jahre später, das Rezept des Elixiers zu bekommen, weil dessen Kraft nachzulassen beginnt. Als sie es endlich hat, verzichtet sie darauf und stirbt freiwillig.

Man sieht, die Geschichte (der Stoff stammt von Karel Copefc) ist reichlich unübersichtlich. Das Problem eines Menschen, der verurteilt ist, einer ganz und gar unmenschlichen Unvergänglichkeit verfallen zu sein, wird auch in Leos JanäCeks Oper „Die Sache Makropulos“ nicht sonderlich zwingend, und vielleicht ist es gerade die mangelnde Klarheit des Stoffes, die das seltene Erscheinen dieses Werkes auf unseren Opernbühnen bedingt. Imponierend aber ist die Musik Janäceks, die Art, wie der in vielerlei Kleinstrukturen Dramatik schafft, bei aller Herbheit doch packende Steigerungen erzielt; imponierend ist aber auch die Realisierung dieser Oper in Graz, vor allem durch die souveräne Musikalität Berislav Klobuäars, durch die sehens- und höhrenswerte Leistung von Roberto Knie als Emilia, die Reales und Surreales meisterhaft verbindenden Dekorationen Ekkehard Grüblers und die sorgfältige, allerdings ein wenig monotone Inszenierung Reinhold Schuberts. Ein bemerkenswerter Abend, der auch — unerwarteterweise — zum Publikumserfolg wurde.

Die Machart von Max Frischs „Bio-grafie: Ein Spiel“ verleitet dazu, den dramaturgischen Grundgedanken des Stückes — dieses „Let's make a play“ — genußvoll, umständlich, aber grobschlächtig zu demonstrieren. So geschah es seinerzeit im Wiener Volkstheater, und so geschah es glücklicherweise nicht im Grazer Schauspielhaus. Klaus Gmeiner ist ein so vorbildlich dezenter Regisseur, daß er grellen Farben aus dem Weg geht und Hinweise auf eine vermeintliche Modernität des zu interpretierenden Stückes in wohltuender Weise vermeidet. So kam das vielgespielte letzte Bühnenwerk Frfcchs in Graz in einer psychologisch sehr dichten, mehr der Seelenanalyse als dem Denkspiel zugewandten Aufführung zu starken Publikumsehren. Auf dieser — psychologischen — Linie lag insbesondere die Darstellung des Kürmann durch Walter Kohls, der sich damit einen bedeutenden persönlichen Erfolg erspielte.

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