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Unfähig, aus Fehlern zu lernen

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Am 26. April werden zehn Jahre seit der Katastrophe von Tschernobyl vergangen sein. Die Medien werden Bilanz ziehen. Je nach Standpunkt werden Experten auf die schlimmen Folgen der Katastrophe hinweisen: die hohe Krebsrate in der Ukraine und in Weißrußland (zehnmal so hoch, wie sonstwo); die fast 1.000 Kinder, die in den letzten zehn Jahren den sonst seltenen Schilddrüsenkrebs bekamen; die vielen sozial-psychischen Störungen und die pessimistischen Prognosen, die mit der Vervielfachung all dieser Erscheinungen rechnen ...

Und es werden sich jene zu Wort melden, die auf die Fjnmaligkeit des Ereignisses hinweisen, auf das Zusammentreffen von Umständen (technischem und menschlichem Versagen), die sich so nicht wiederholen können, auf die Lehren, die man aus der Katastrophe gezogen habe, auf die Unverzichtbarkeit dieser billigen Energiequelle ...

Wir kennen diese Art von Schlagabtausch. Kurzfristig bewegt er die Gemüter und dann wird zum Alltag übergegangen. Die Lobbies ziehen ihre Strategien weiter durch, unbeirrt. Sie lernen schon dazu - aber nur im „grüneren Verkauf ihrer unveränderten Strategien.

Diese mangelnde Lernfähigkeit der Verantwortlichen in grundsätzlichen Fragen ist eine wahre Katastrophe, die durch keine Erfahrung zu erschütternde Überzeugung, wir schaffen es schon, die Welt in den Griff zu bekommen. Dasselbe Denken prägt auch die Goldgräberstimmung in der Gentechnik.

Frinnert sei an das prophetische Sondervotum von Rüssel Peterson im Untersuchungsbericht zum Unfall im Kernkraftwerk „Three Miles Island" (er fand 1979 statt): „Ich möchte meine - durch diese Untersuchung neuerlich bestärkte - Meinung zum Ausdruck bringen, daß die Komplexität eines Atomreaktors - zusammen mit den normalen menschlichen Fehlleistungen - zu weitaus schwererwiegenden Unfällen führen wird, irgendwo, irgendwann."

Dieses Wort hat auch für die Gentechnik Bedeutung, sind doch Lebewesen noch weit komplexer und schwerer zu überwachen als Atomreaktoren.

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