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Abenteuer Marathon

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Diese Woche wird am Rande des Kitzbühler Hahnenkamm-Skirennens für eine ganz andere Sportart geworben: Wiens Stadtrat für Kultur und Sport Franz Mrkvicka stellt der internationalen Sportpresse den ,J. Wiener Stadtmarathon" vor, einen Langstrek-kenlaufüber 42.195 Meter am 25. März 1984.

Marathonläufe durch Stadtzentren zählen seit einigen Jahren zu den Fremdenverkehrsattraktionen großer Metropolen. Bei den großen Veranstaltungen — etwa in London oder New York — laufen nicht nur Zehntausende Teilnehmer

aller Altersstufen, auch die Tourismus-Branche läuft auf Hochtouren.

Wer hätte das vor einigen Jahren gedacht? Da gibt es ein Heer von Marathonläufern auf der Welt, das so groß und finanzkräftig ist, daß die Fremdenverkehrswirtschaft sich enorm anstrengt, die (Lauf) Schritte dieser Leute an bestimmte Punkte zu lenken!

Ahnliches gilt für große Skilangläufe wie den Wasa-lauf in Schweden. Auf diesem Gebiet ißt Österreich mit Dolomitenlauf und Koasa-lauf (jeweils rund 3000 Starter) schon weiter, während Wiens Mitorganisator Roland Gusenbauer (österreichischer Leichtathletikverband) mit höchstens 1000 Startern beim Marathon (und einigen tausend beim zusätzlichen 15-Kilometer-„Volkslauf") rechnet.

Das weltweite Marathon-Fieber ist eine Frucht der Fitneß- und Jogging-Welle der siebziger Jahre, die positive und negative Auswirkungen hatte. Fest steht, daß in Amerika, dem Zentrum dieser Bewegung, durch die Ausübung der gesundheitsfördernden Ausdauersportarten die Herz-Kreislauf-Erkrankungen prozentuell deutlich zurückgegangen sind, auf der anderen Seite aber die Probleme mit Sehnen und Gelenken zugenommen haben, weil oft unvernünftig trainiert wird.

Ein Marathonlauf geht sicher über das Leistungsvermögen von Gesundheitssportlern und Hobbyjoggern hinaus. Bekanntlich soll der erste Marathonläufer, der 490 vor Christus vom Schlachtfeld bei Marathon nach Athen eilte, am Ziel tot zusammengebrochen sein. Vorher soll er noch „Nike" gerufen und damit „Sieg", nicht etwa eine amerikanische Laufschuhfirma, gemeint haben-

Wer heute einen Marathon läuft, läßt sich auf ein Abenteuer ein, das ebenso reizvoll wie anstrengend ist, und feiert am Ziel einen Sieg über sich selbst. Ohne ernsthafte Vorbereitung sollte man aber dieses Abenteuer meiden. Ein Marathonläufer wird man nicht von heute auf morgen.

Es regelmäßig mit kurzen Fitneßläufen und gelegentlich — nach entsprechendem Training — mit Volksläufen bis zu 15 Kilometer zu versuchen, wird aber kaum jemandem schaden. So geht man zwar nicht in die „Chronik der laufenden Ereignisse" ein, bleibt aber herz-kreis-lauf-mäßig „auf dem laufenden" ...

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