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Alleingang

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Sind die imponierenden Leistungen der Menschheit immer Einzelleistungen? Ist es immer ein einzelner, der bis an die „Grenzen der Menschlichkeit“ denkt, forscht, körperliche Leistungen erbringt?

Reinhold Messner ist sicher in ganz besonderer Weise ein Mann dieses Jahrzehnts. „Mount Everest - Alleingang zum Dach der Welt“ (Do, 14.5., 21,05, FS 1) war ein sehr beeindruckender Film, bei all seiner (sympathischen) Amateurhaf- tigkeit. Großartig die Bergaufnahmen, großartig die Informationen über Ausrüstung, Proviant, Vorsorge.

Doch trotz allem am großartigsten der zentrale Satz, sinngemäß: „Ich hatte kein Funkgerät bei mir, wenn mir etwas passieren sollte, so wollte ich keinen in Gefahr bringen, der mich dann retten kommen müßte. Ich habe die Verantwortung allein auf mich genommen.“

Hochmut? Eitelkeit? Ich glaube nicht.

Sport wird im allgemeinen (vor allem im Fernsehen) zu sehr überbewertet. Weder vom schnellsten Skifahrer noch vom bravourösesten Torschützen wird zum Fortschritt an Menschlichkeit etwas beigetragen.

In umso größerem Licht erscheint mir gerade deshalb Messners Tat der sauerstoffgerätlosen Bezwingung des höchsten Berges der Welt. Er will sie nicht als Beweis für die Menschheit, nicht als Hommage an eine Nation verstanden wissen, sondern als das, was sie ist: der Willensakt eines Individuums.

Daß er damit auch Maßstab für alle ' übrigen Bergsteiger wird, ist dabei der Nebeneffekt.

Im übrigen ist diese Tat auch Maßstab für interdisziplinäres Denken und Verhalten. Messner weiß über das tibetanische Bergmassiv ebenso Bescheid wie über die Welt der Chemie seines Körpers.

Selbstüberschätzung also? Nein - eine Symphonie menschlicher Fähigkeiten und Talente im extremsten Einsatz. Höchst menschlicher Alleingang!

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