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Die Welt in unserem Wohnzimmer ist nur ein Teil

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Als vor Jahrzehnten das Femsehen eingeführt wurde, priesen wir es mit den glücklichsten Erwartungen. Nun vrärde uns eine neue Welt in unsere Wohnung eingeschleust werden.

Ja, die Welt ist in unser Heim gekommen, gewiß, aber was für eine? Eine Welt, die es leider gibt, die aber nicht die ganze Welt ist; eine Welt, deren Mißwuchs entgegenzuarbeiten wäre, wenn man ein aufrechter Mann von Geschmack wäre.

Zugegeben, es gibt mitunter wirklich ergreifende Szenen, humane Stücke. Aber das Gros dient sodomitischen Greueln, befaßt sich nicht so gern mit Menschen und Menschlichem, als mit dem Abschaum der Kultur.

Wäre es nicht vranderbar, den Zuschauer behutsam in sich selbst hineinzuführen, ihm zu zeigen.

daß er edle Seiten, nicht nur Triebe hat; gute Instinkte in ihm zu wecken? Das Böse braucht keine Vorbilder, aber das Gute verlangt danach. Der Vorwand, Untaten zu zeigen, wäre erzieherisch, weil abstoßend, ist eine Teufelsfinte. Böses wirkt ansteckend, nicht heilend. Wo bleibt die Verantwortung jener Menschen, die die Welt bessern könnten? Wo überhaupt der Wille dazu? Die arme Jugend wird zur Gewalt erzogen.

indem sie ihr ständig als pure Alltäglichkeit vorgeführt wird.

Das ganze Gift heißt: Publikumswirksamkeit, wie sie primitive Gemüter sich vorstellen. Dazu noch saftiger Kitsch. Abgott der TV-Leute scheint „Aktion" zu sein. Es muß geschossen, getötet, gefoltert, gerast werden, „die Zuschauer wollen das". Ist ein Fragezeichen erlaubt? Gehen die so Beschenkten nicht mit leerem Hirn in die Nacht hinein, statt mit

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