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Ausbruch der Nationalvulkane

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Wann sind politische Mittel erschopft, wann sollen Machtinhaber zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln schreiten? In der zerfallenden Sowjetunion stellt sich diese Frage jeden Tag. Es ist ein Zeichen des Fortschritts, wenn ein Parlament, wie jetzt das russische, seinem Prasidenten Handschellen anlegt, wenn dieser zur Waffe greifen will, um unbotmaBige Untertanen zur Rason zu bringen.

Boris Jelzin, der Sieger vom 20. August 1991, im Westen seines angeblich demokrati-schen Kurses wegen gehatschelter russischer Volkstribun, muBte zur Kenntnis nehmen. daB die Abgeordneten der russischcn Repu-blik nicht bereil waren, den von ihm geforderten Ausnahmezustand iiber die separationswillige Tschetscheno-Inguschische Autonome Republik, die zu RuBland gehort.

zu verhangen.

De facto hat im allgemeinen sowjetischen ZerfallsprczeB, der sich jetzt auch nach RuBland durchfriBt, Jelzin mehrfach Nie-derlagen erlitten. Alle seine Notstands-maBnahmen - Demonstrations- wie Ver-sammlungsverbot in der abtriinnigen Moslem-Republik - wurden miBachtet.

Wer Jelzin kennt, weiB, daB die Grenzen seiner Toleranz dort liegen, wo sie auch bei Gorbatschow gesamtsowjetisch errichtet waren: Jelzin geht es um den Erhalt GroB-RuBlands. Gorbatschow ist mit seinem Plan der Rettung der Sowjetunion bereits geschei-tert.

Wo die Zentralmacht zerfatlt, doit breehcn naturgemiiB zunachst jene Uberzeugungen durch, auf die sich die Identitiit eines Volkes griindet. Und in dem Vielvolkerkonglomerat. das auch RuBland darstellt, werden sich noch viele Nationalvulkane finden, die mit ihrer Lava auch Jelzin begraben konnten.

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