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Ein Kampf der Helden

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Selbstbewußtsein ist das letz- te, das dem russischen Volks- tribun Boris Jelzin abgeht. „Ich glaube, wenn Gorbatschow Jelzin nicht gehabt hätte, hätte er ihn erfinden müssen", schrieb er als Anwärter auf das Amt des Präsidenten in der Russischen Sowjetrepublik in seinen „Aufzeichnungen eines Unbequemen ".

Für den von fast allen westli- chen Medien als „Radikalre- former" apostrophierten Jel- zin, von dem bis dato keine einzige Radikalreform bekannt ist, stellen sich die gegenwärti- gen innenpolitischen Macht- kämpfe als „ Theaterstück " mit verteilten Rollen dar: Ligat- schow ist der Konservative, Jel- zin „der Kampfhahn mit lin- ken Flausen" und Gorbatschow der „alles verstehende Held".

Es ist das Gefährliche an dem

seinerzeitigen Moskauer Par- teichef, der sich immer wieder als Alleskönner präsentiert, daß er bisher den Leuten nur nach dem Mund geredet hat. Seine Forderung nach größe- rer Souveränität Rußlands ist außerdem eine Kampfansage an Gorbatschows Bestreben, das Sowjetimperium zu retten. Jelzin hat auch keine Hem- mungen, sich verschiedener vergangenheitsorientierter na- tionaler russischer Kräfte zu bedienen, wenn ihm das nur hilft.

Am Dienstag wurde Jelzin im dritten Wahlgang in der rus- sischen Volksdeputiertenkam- mer zum Präsidenten Rußlands gewählt. Der russische Natio- nalismus in allen Teilrepubli- ken der UdSSR könnte jetzt .einen Aufschwung nehmen.

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