Contra Frauen und Kinder aufnehmen

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Eine Debatte über den Schutz von Frauen und Kindern ist Ausdruck humanitärer Verzweiflung und höchst unangebracht, meint Otto Friedrich.

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Eine Debatte über den Schutz von Frauen und Kindern ist Ausdruck humanitärer Verzweiflung und höchst unangebracht, meint Otto Friedrich.

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Die „private Meinung“ von Vizekanzler Werner Kogler, der auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen beipflichtet, wenigstens ein paar der Frauen und Kinder, die im östlichen Mittelmeerraum im Wortsinn „gestrandet“ sind, aufzunehmen, ist natürlich ein Ausdruck humanitärer Verzweiflung. Einmal mehr wird die Diskrepanz offenbar, zu der die Politik-Unfähigkeit der Regierenden Europas und Österreichs führt: Das Elend in den Flüchtlingslagern schreit zum Himmel, und dem jedenfalls im Vergleich dazu steinreichen Europa fällt dazu nichts ein. Aus diesem Grund geht die Debatte, ob nicht doch „ein paar“ besonders bedürftige Flüchtlinge aufgenommen werden sollten, am Problem vorbei: Anstatt sich in einer emotionalen Auseinandersetzung zu verzetteln und via diverse Blasen in den sozialen Medien die jeweiligen Mütchen zu kühlen, gehören realistische Szenarien zuerst entwickelt und dann angegangen.

Wie man sieht, hat das Paradebeispiel einer solchen politischen und eben dadurch humanitären Konzeption, der Flüchtlingsdeal mit Recep Tayyip Erdoğan aus 2016, dazu geführt, in den europäischen Hauptstädten die Hände in den Schoß zu legen. Aber derartige Untätigkeit, besser: politische Unfähigkeit rächt sich bitter und bedroht Europa viel unmittelbarer, als es die aktuellen Player und europäischen Grenzschließer wahrhaben wollen. Deshalb ist politisches Hirnschmalz allerdringlichst in diese Richtung hin gefragt. Übrigens: Dass Frauen und Kindern Schutz gewährt werden muss, darüber sollte man überhaupt keine Worte verlieren müssen. Auch von daher ist eine Debatte darüber höchst unangebracht.

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