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Digital In Arbeit

Das teure Erbe

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Vergangene Woche hielt Gewerkschaftsbundpräsi-dent Benya ein Referat vor dem Bankenverband. Der mehrmalige Wechsel vom Manuskript zum ex tempore markierte dabei, so wollte es mir jedenfalls scheinen, sehr gut die Grenze zwischen der bei solchen Anlässen üblichen politischen Pflichtübung und dem, was sich Anton Benya wirklich denkt.

Es erschreckte mich deshalb zu sehen, daß nun auch der Gewerkschaftsbundpräsident, der ja weiß Gott keine Spielernatur ist und einen ausgeprägten Hang zur Gediegenheit hat, von der Harmlosigkeit unserer

Staatsschulden wirklich überzeugt ist.

Die Rechtfertigung des heutigen Schuldenmachens liege, so Benya, ja auch darin, daß damit eine Infrastruktur — Wohnungen, Verkehrswege, etc. — geschaffen werde, die auch künftigen Generationen zugute käme. Diese hätte dann eben, über die Rückzahlung der von uns heute gemachten Schulden ihren Anteil dafür abzustatten. Es könne doch niemand glauben, daß eine Generation die Investitionskosten mehrerer Generationen tragen könne.

Das klingt einleuchtend und war wahrscheinlich so manchen der Generation Benyas, die die Last des Wiederaufbaus getragen hat, aus dem Herzen gesprochen. Für das, was wirtschaftspolitisch derzeit geschieht, kann es trotzdem keine Rechtfertigung sein.

Es ist einfach eine Illusion zu glauben, daß wir eine Infrastruktur errichten, die die nächsten Generationen überlebt und keiner weiteren Ergänzung mehr bedarf, so daß einst die Staatseinnahmen voll für die Amortisation der dafür aufgenommenen

Schulden verwendet werden können. In Wirklichkeit Werden selbstverständlich auch in 20, 30 Jahren die Mittel kaum ausreichen, um die laufenden Investitionen tätigen zu können. Die Übernahme der von vorangegangenen Generationen gemachten Schulden muß zwangsweise zulasten dieser Investitionen gehen.

Vor allem aber ist es nicht so, daß wir derzeit das gepumpte Geld in Jahrhunderte überdauernde Bauwerke anlegen. Einen immer größer werdenden Teil der Neuverschuldung brauchen wir einfach, um die alten Schulden bedienen zu können. 1975 waren es erst 12J Prozent, im Vorjahr schon knapp 60 Prozent und heuer werden es sogar 85 Prozent sein. Der Tag, an dem wir nur mehr Schulden machen, um uns die alten Schulden leisten zu können, ist also nicht mehr so weit.

Künftige Generationen werden demnach, wenn wir so weiter machen, eher die Schulden für die Schulden zurückzahlen müssen und nicht so sehr die Schulden für eine ihnen überlassene intakte Infrastruktur.

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