Der Scheck war noch feucht — aber er war nicht gedeckt. Der Scheck lautete auf freie Wahlen und Zulassung einer Opposition. Die griechischen Studenten, die mit ihrer Forderung nach mehr Freiheit diesen Scheck, allzu früh nach dem Geschmack seines Ausstellers Papa-dopoulos, demonstrierend fälligstellten, erlebten eigentlich keine Überraschung. Sie werden mit dem, was sich ereignete, zumindest gerechnet haben. Denn sie kannten ihren Papadopoulos. Der politische Scheckaussteller zog, als es ernst wurde, den Demokratenfraok aus und die Diktatorenuniform an. Und kreierte aufs neue eine alte Mode: Das westliche Gegenstück zum Panzerkommunismus. Die Panzerdemokratie. Damit haben jene, die mehr Freiheit forderten, zumindest eines erreicht: den Bankrott eines Diktators, der als solcher nicht mehr allzu offen in Erscheinung treten wollte, in der Politik. Papadopoulos hat in der Krise so gehandelt, wie man es von ihm und seinesgleichen erwartet.
Doch haben in diesen blutigen Athener Tagen beide Seiten eine Überraschung erlebt. Papadopoulos hatte es plötzlich, und das vor allem mag ihn nervös gemacht haben, nicht nur mit den 5000 Studenten, die das Gebäude der Technischen Hochschule nicht verlassen wollten, sondern überdies mit 15.000 Demonstranten zu tun, unter denen sich ein erheblicher Prozentsatz von Arbeitern befand. Er hat damit nicht
,mehr nur die Studenten offen gegen sich.
Die Studenten wiederum sehen sich von ihm nicht mehr als Kommunisten beschimpft. Plötzlich gab es, hörte man auf Papadopoulos, offenbar gar keine Kommunisten unter den auslösenden Kräften dieser Demonstration, sondern nur Anarchisten. Im Zusammenhang mit Markezinis-Äußerungen, Lenin sei ein großer Mann gewesen, kann das nur heißen: Panzerkommunisten und Panzerdemokraten schießen einander kein Auge aus, sie marschieren getrennt gegen die Demokraten, aber sie haben gute Chancen, sie gemeinsam zu schlagen.
