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Der „Sparmeister”

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Jeden Tag der Saison 1982/83 hat Wiens designierter Staatsopernchef Lorin Maazel, der sein Amt am 1. September antritt, bis ins letzte Detail geplant. Die Saison 1983/84 ist bereits ,Jast fertig”, und daß er jetzt schon seine Pläne bis 1985/86 zu realisieren versucht, sagt er selbst nicht ohne Stolz.

Maazel bringt einen neuen Stil ins Haus, nicht nur im smarten, dynamischen Gehabe. Er wirbt für sein neues, garantiert sparsames Blocksystem, nach dem er das Haus führen will: Produktionen sollen damit nur noch tadellos geprobt und in Serienaufführungen gezeigt werden; Gagen, mit denen Sänger ausbezahlt werden mußten, obwohl sie nicht gesungen hatten, sollen damit endgültig abgeschafft werden.

Mit Wiens Opernstudio, das die letzten Jahre im Dornröschenschlaf döste, hat er seine Pläne (auch wenn er noch nicht sagt, welche). Staatsopernproduktiö-nen fürs TV mit Hilfe einer „Tele-theater”-Gesellschaft auszuwerten, ist sein Ziel — auch wenn vorerst noch ein Manager fehlt.

Sogar fürs neue Musiktheater will Maazel etwas tun: an einem Kompositionswettbewerb sollen sich Österreichs Komponisten beteiligen und ein „heutiges Werk schaffen, das die Leute überzeugt, daß die Oper noch lebt”. Was im ersten Moment gut klingt, läßt einen nach einigem Uberlegen dann doch orakeln, warum Maazel eigentlich nicht die triumphal erfolgreiche Produktion der Cerha-Oper ,ßaal” in sein Opernrepertoire übernommen hat...

Nimmt der Betrachter der Wiener Opernszene das alles noch mit mehr oder weniger Sympathie zur Kenntnis, so muß er sich aber in einem Punkt fragen, was denn da für eine Lawine ins Rollen kam: Denn seit Maazel sein Mitarbeiterteam bekanntgegeben hat, kann man nur noch staunen. So voll war die Direktionsetage im Haus am Ring noch nie. Und so gut (gagen-)gepolstert waren die Sessel und Sesselchen — wie man hört — auch noch nie.

Was soll man da von ,JSparmei-ster” Maazels so charmant vorgetragener'Beteuerung halten, daß er nicht nur mit höchster Qualität, sondern vor allem auch mit strenger Sparsamkeit arbeiten will?

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