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„Gemma Maazel schrecken!"

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Aufregung im Bundestheaterverband. Bundestheaterchef Jungbluth war über die Indiskretion empört, daß eine Tageszeitung Gagendetails des designierten Staatsopernchefs Lorin Maazel veröffentlicht hatte: 5,4 Millionen Schilling soll Maazel da als Operndirektor ab 1982 jährlich kassieren. 150.000 Schilling pro Monat seiner Anwesenheit und 150.000 Schilling als Abendgage. Da Maazel sechs Monate jährlich die Operngeschäfte selbst führen und 30 Abende dirigieren will, macht das 5,4 Millionen.

Aber da verstehe ich eigentlich nicht recht die Aufregung. Denn Karajan, Bernstein und Böhm bekommen pro Abend - sogar offiziell - kaum weniger, und daß die Steuer davon den erklecklichen Anteil von fast 60 Prozent schluckt, ist auch bekannt. Jungbluth kündigte freilich für später eine Berichtigung an. Und der Unterrichtsminister sagte in seinem Urlaubsort, daß er gar nichts sagen werde. Und da frage ich mich nur: Stimmen also die Zahlen oder stimmen sie nicht? Oder liegen sie in Wirklichkeit vielleicht viel höher?

Denen, die diesen Wirbel angezettelt haben, ist es freilich sicher nicht um die Millionen des Steuerzahlers gegangen. Denn da müßten sie sonst auch jedesmal hyste-

risch aufschreien, wenn Karajan, Bernstein, Böhm, Mehta oder sonst ein Prominenter dirigiert. Sie wissen genau, daß die Gagen, die da an der Met, in Paris, an der Scala oder in Wien gezahlt werden, alle durch die Struktur unserer Opernbetriebe diktiert sind. Ihnen scheint es also nur darum gegangen zu sein, Maazel einmal gleich den Boden unter den Füßen wackeln zu lassen. „Gemma Maazel schrecken!" - ein Gesellschaftsspiel. Noch bevor er sein Amt in Wien antritt. Und daran wird er sich wirklich gewöhnen müssen, 's war' sonst net Wien! Aber sein Trost: Er ist als „Geschreckter" in guter Gesellschaft von Staatsoperndirektoren wie Mahler, Strauss, Krauss, Böhm, Karajan ...

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