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„Die Opposition muß zusammenhalten"

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Der Vizepräsident des „Demokratischen Bundes der Ungarn" in Rumänien (Siebenbürgen), Geza Szöcs (36), bewertet die Wahlen vom vergangenen Sonntag. Er selbst wurde als Senator ins Oberhaus wiedergewählt. Seine Partei steht zwar außerhalb der oppositionellen Sammelbewegung „Demokratische Konvention", wird aber weiterhin mit dieser zusammenarbeiten.

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Der Vizepräsident des „Demokratischen Bundes der Ungarn" in Rumänien (Siebenbürgen), Geza Szöcs (36), bewertet die Wahlen vom vergangenen Sonntag. Er selbst wurde als Senator ins Oberhaus wiedergewählt. Seine Partei steht zwar außerhalb der oppositionellen Sammelbewegung „Demokratische Konvention", wird aber weiterhin mit dieser zusammenarbeiten.

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FURCHE: Sind Sie enttäuscht vom bisher vorliegenden Wahlergebnis?

GliZA SZOCS: Es ist eine Schande für Rumänien, daß Ion Iliescu so gut abgeschnitten hat und die nächsten Jahre wieder als Präsident seine Macht demonstrieren kann. Unsere Partei hat den Wählern jedenfalls gesagt, daß sie dem Kandidaten der „Demokratischen Konvention", Emil Constanti-nescu, ihre Stimme geben sollen. In ungarischen Siedlungsgebieten liegt Constantinescu ganz klar vor Iliescu. Die „Konvention" hat als Parteisammelsurium im Wahlkampf genug Sünden begangen, die sich auswirkten. In den Zielen war man nicht klar genug, vor allem, wie man gewisse Dinge wirtschaftlich und politisch durchsetzen kann. Es reichte eben nicht zu fordern, Iliescus Neokom-munisten müßten endlich die Macht abgeben. Man muß den Leuten sagen, was man konkrSt dem alten Herrschaftsapparat entgegensetzen möchte. Unsere Taktik, als eigenständige Partei zu kandieren, ist hingegen aufgegangen: wir werden wohl mit zehn Prozent der Stimmen viertstärkste Kraft im Parlament.

FURCHE: Aber Sie sitzen in der Opposition. Kann es inRumänien eine echte Wende geben?

SZÖCS: Eines zeichnet sich zum Glück schon ab: Iliescu wird es nicht leicht haben. Eine Koalitionsregierung ist unausweichlich. Ich glaube, daß Iliescus „Demokratische Front" darin gar nicht vertreten sein wird. Vielmehr wird Petre Romans „Front der nationalen Rettung" mit der „Demokratischen Bauernpartei" und der „Ökologischen Bewegung" eine Regierung bilden wollen - vielleicht sogar mit Iliescu und den Rechtsextremen unter Gheorge Funar. Aber stabil wird diese Regierung nicht sein.

FURCHE: Ist die Opposition geschlossen?

SZÖCS: Die „Demokratische Konvention", mit der wir unsere Politik eigentlich abstimmen, besteht aus 17 Parteien. Zwei große, die Bauernpartei und die Bürgerbewegung „Demokratische Allianz", streiten ständig um die Führung in der „Konvention". Das muß aufhören. Macht- und Profilie-rungssucht dürfen keinen Platz in der Parteiarbeit haben. Sonst zerfällt die Opposition. Dann wird sich in Rumänien gar nichts ändern. Im Parlament werden dann polnische Zustände herrschen, wo jede Partei die andere blockiert.

Nur mittels eines Zusammenhalts kann die Macht Iliescus beschnitten werden. Eine links-nationalistische Regierung unter Petre Roman wird es dann schwer haben, ohne Mißtrauensanträge lange im Amt zu bleiben.

Mit Geza Szöcs sprach Roland Hofwiler.

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